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Wirtschaft: Ein Gewinn für Berlin

Nach den Verlustjahren schreibt die Bankgesellschaft wieder schwarze Zahlen / Struktur des Konzerns wird vereinfacht

Berlin - Die Bankgesellschaft Berlin hat ihre Neuausrichtung weitgehend abgeschlossen und kann für das Geschäftsjahr 2004 unterm Strich einen Gewinn von 107 Millionen Euro ausweisen. Im Vorjahr betrug das Ergebnis noch minus 316 Millionen Euro. Allerdings musste die Bank damals Sonderaufwendungen wegen EU-Auflagen in Höhe von 340 Millionen Euro verkraften.

„Die Bank ist jetzt weitgehend so aufgestellt, wie zu Beginn der Restrukturierung geplant, und sie ist damit erfolgreich“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Hans-Jörg Vetter, am Dienstag bei der Vorlage der Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor Journalisten in Berlin. Im laufenden Jahr will das Institut sein Ergebnis weiter ausbauen, auch wenn Konjunktur und Kapitalmärkte weiterhin zurückhaltende Entwicklungen aufwiesen. Auch die Marktposition in Berlin soll ausgebaut werden.

Der Aufwärtstrend war im Wesentlichen das Ergebnis weiterer Kosteneinsparungen und einer deutlich gesunkenen Risikovorsorge. Mit rund 200 Millionen Euro netto lag sie weit unter dem Vorjahreswert von 344 Millionen Euro. Im laufenden Jahr kann sich Vetter eine Risikovorsorge von etwa 150 Millionen Euro vorstellen. Ein Vorhaben, das angesichts des nur noch geringen Firmenkreditgeschäfts des Konzerns realisierbar erscheint. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 151 Millionen Euro auf 172 Millionen Euro – allerdings ohne Berücksichtigung der Aufwendungen aus der EU-Entscheidung zur Restrukturierung des Konzerns.

Laut Vetter konnte sich der Konzern auf wichtigen Gebieten verbessern. Dazu zählte der Vorstandschef insbesondere die Immobilienfinanzierung, die sich auf 1,6 Milliarden Euro nahezu verdoppelt hat. Im Gegensatz zu anderen Instituten agiert die Bankgesellschaft hier nur im nationalen Markt. Bei den strukturierten Wertpapier-Anlageprodukten für Privatkunden konnte der Absatz auf 338 Millionen Euro fast verdreifacht werden. Auch im Versicherungsgeschäft war die Bank außerordentlich erfolgreich. Stolz ist der Vorstandschef auf ein neues Controlling-System, das es dem Konzern ermöglich, alle seine Risiken im 15-Minuten-Abstand zu bewerten. Dieses System sei auch von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen anerkannt worden.

Infolge der weiter reduzierten Bilanzsumme sank der Zinsüberschuss um 16 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Auch das Cost-Income-Verhältnis verschlechterte sich wieder von 72,1 Prozent im Jahr 2003 auf 76,1 Prozent. Das heißt, 2004s musste die Bank 76,1 Cent für einen Euro Verdienst aufwenden. Vetter will hier bereits im kommenden Jahr unter die 70-Prozent-Marke gelangen. Die Kosteneinsparungen werden also weitergehen. Bereits im vergangenen Jahr sanken die Verwaltungsaufwendungen um 7,5 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro, der Personalaufwand um 8,9 Prozent auf 628 Millionen Euro. Beschäftigt wurden zum Jahresende 9530 Mitarbeiter, ein Jahr zuvor waren es 10440. Im laufenden Jahr sollen nochmals 300 Stellen sozialverträglich abgebaut werden, eine Zahl, die bereits im Sanierungsplan aus dem Jahr 2001 festgeschrieben worden ist. Zum Stand der Verkaufsgespräche für die Weberbank äußerte sich Vetter nicht. Der Verkauf solle aber im ersten Halbjahr 2005 über die Bühne gehen.

Der Senat hat allerdings eine Hürde beim Verkauf der Bankgesellschaft aus dem Weg geräumt. Er beschloss, die Landesbank Anfang 2006 in eine AGt umzuwandeln und somit die Struktur des Konzerns zu vereinfachen. Alle operativen Tätigkeiten werden in der Landesbank konzentriert. Die Bankgesellschaft wird zur Holding. Die Sparkasse bleibt unter dem Dach der Landesbank erhalten.Seite 9

Daniel Rhee-Piening

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