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Wirtschaft: Ein Knoten blockiert Blackberry Der Mail-Service läuft wieder, die Probleme bleiben

Berlin - Der Ärger bei den Nutzern ist groß: „Da müssen Köpfe rollen“, schreibt ein Blackberry-Besitzer auf der Plattform Crackberry.com im Internet.

Berlin - Der Ärger bei den Nutzern ist groß: „Da müssen Köpfe rollen“, schreibt ein Blackberry-Besitzer auf der Plattform Crackberry.com im Internet. Nun sei es genug, meint der Nutzer aus Doha. Schon den zweiten Tag in Folge entgingen ihm Geschäfte, weil sein Smartphone nicht funktioniere. Wenn das so weiter gehe, verliere der Hersteller Research in Motion (RIM) endgültig seine Glaubwürdigkeit. Auch in Europa sind viele Nutzer wütend, dass RIM die Probleme in seinem Netzwerk nach den tagelangen Störungen nur langsam in den Griff bekommt: Weltweit nutzen rund 70 Millionen Kunden einen Blackberry – vor allem Geschäftsleute.

Seit dem Morgen funktionierten die Services „deutlich besser“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. In Europa seien E-Mails wieder verfügbar, nun arbeite man die aufgestauten Nachrichten ab. Auch der Chat-Dienst Blackberry Messenger laufe. Allerdings sei das Surfen im Internet noch nicht möglich. Zudem hat RIM seinen Kundenservice ausgebaut, um Nutzern zu helfen. Nutzer in Deutschland berichten, dass es sehr lange dauert, bis Mails auf dem Blackberry verfügbar sind.

Erstmals hat sich ein Vorstandsmitglied von RIM für die Ausfälle entschuldigt. „Sie sind auf zuverlässige Echtzeit- Kommunikation angewiesen, und wir lassen Sie nun im Stich“, schrieb IT-Chef Robin Bienfait in einer Mitteilung. „Wir nehmen das sehr ernst. Menschen in aller Welt arbeiten rund um die Uhr, um das Problem zu lösen.“ Ursache der weitreichenden Panne war nach Angaben von RIM der Ausfall eines Rechnerknotens in Europa. Die Probleme waren am Montag zunächst in Europa, dem Nahen Osten, Afrika und Indien aufgetaucht und weiteten sich am Mittwoch auch auf Kanada und die USA aus. RIM schloss aus, dass die Ursache ein Hackerangriff oder ein Sabotageakt sein könnte.

Die Probleme treffen RIM in einer kritischen Phase. Das kanadische Unternehmen war der Smartphone-Pionier. Bei den Blackberrys laufen die mobilen Internetdienste über firmeneigene Rechenzentren. Das System gilt als besonders sicher gegen Schnüffelattacken von außen, weshalb es bei Firmenkunden und Behörden beliebt ist. Jedoch können technische Störungen auch Millionen von Kunden gleichzeitig vom Netz abschneiden. RIM erklärte, dass das für solche Fälle vorgesehene Notsystem versagt habe.

Seit Apple vor vier Jahren sein iPhone herausbrachte, ist RIMs Marktanteil kontinuierlich gesunken. Das schicke Design, die große Anwenderfreundlichkeit der Apple-Geräte konnte RIM ebenso wenig bieten wie die stetig wachsende Zahl der Anwendungen (Apps). Längst sind auch die Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android etwa von Samsung zur mächtigen Konkurrenz geworden. Laut dem US-Marktforscher Gartner kommen Android-Geräte derzeit auf 43 Prozent, Apple auf 18 und RIM nur noch auf gut elf Prozent Marktanteil.

Und obwohl Smartphones derzeit boomen, musste die kanadische Firma im zweiten Geschäftsquartal einen Verkaufsrückgang hinnehmen. RIM senkte bereits mehrfach die Prognose, die Aktien haben seit Jahresbeginn fast 60 Prozent an Wert eingebüßt. Aktionäre fordern inzwischen einen Verkauf oder die Fusion des Unternehmens. „Blackberry würde gut zu Microsoft oder Facebook passen“, sagte Vic Albioni, Chef des RIM-Aktionärs Jaguar Financial, dem „Handelsblatt“. „Aber auch Hewlett-Packard oder Oracle kämen in in Frage“, sagte der Manager, der nach eigenen Angaben 13 Investoren mit gut acht Prozent der Stimmrechte vertritt. Corinna Visser/mit dpa

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