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Wirtschaft: Ein Papier mit Kick

Dem Aktienkurs des britischen Fußball-Klubs schadet das Ausscheiden aus der Champions-Leage bislang kaumMatthias Eberle Manchester United, der vermögenste Fußballklub der Welt, ist um eine Erfahrung reicher: Den Gewinn der Champions League gibt es nicht im Jahres-Abo. Nach der 2:3-Heimniederlage gegen Real Madrid war für den Vorjahressieger diesmal schon im Viertelfinale Endstation.

Dem Aktienkurs des britischen Fußball-Klubs schadet das Ausscheiden aus der Champions-Leage bislang kaumMatthias Eberle

Manchester United, der vermögenste Fußballklub der Welt, ist um eine Erfahrung reicher: Den Gewinn der Champions League gibt es nicht im Jahres-Abo. Nach der 2:3-Heimniederlage gegen Real Madrid war für den Vorjahressieger diesmal schon im Viertelfinale Endstation. Die weltweite Fangemeinde von "ManU" trauert seitdem - ein bisschen wenigstens.

Trösten werden sich diejenigen, die nicht nur Fans, sonder zudem Aktienbesitzer sind. Mehr als 1500 Prozent hat der Kurs der Manchester United plc seit dem Börsengang im Jahre 1991 zugelegt. Auch vom frühen Champions-League-Aus ließ sich der Kurs des britischen Vorzeigeklubs nicht sonderlich beeindrucken. Zwar reagierte das Papier mit einem Minus von rund drei Prozent, doch sind die Anleger von anderen börsennotierten Klubs nach Niederlagen ganz andere Abstürze gewohnt. Vor und nach wichtigen Spielen in Englands Premier League schwanken deren Kurse schon mal um 15 Prozent. Die Aktie von Lazio Rom brach im vergangenen Jahr gar um 30 Prozent ein, als der Klub am letzten Spieltag die italienische Meisterschaft verspielte. Abstürze wie diese haben Fußballpapieren den Ruf von Zockeraktien eingebracht.

"Das mag für viele kleinere Klubs auf der Insel gelten, nicht aber für Manchester United", entgegnet Ingo Süßmilch, der sich bei der WGZ-Bank mit Fußballwerten beschäftigt. Die ManU-Aktie biete genügend Potenzial, um ein Ausscheiden aus der Champions League locker verdauen zu können. Wichtig ist dabei die Tatsache, dass Manchester bereits wenige Tage nach dem Champions-League-Aus die erneute Meisterschaft in England feierte. Fette Einnahmen in Europas Champagner-Liga sind auch fürs nächste Jahr wieder garantiert.

Zusätzliche Phantasie erhält die Aktie durch Zukunftsmodelle wie pay-per-view oder Internet-TV, aber ganz aktuell auch durch den Kampf um die begehrten Fernsehübertragungen: "Bei den Verhandlungen um die Rechte in England wird schon von sechs Milliarden Mark gesprochen. Das wäre für die Vereine fast eine Verdopplung der TV-Gelder", sagt Süßmilch. Und erst vergangene Woche tauchte wieder das Gerücht von einer europäischen Superliga auf, bei der dem Sieger Einnahmen von rund 125 Millionen Euro winken könnten. Bei 350 bis 370 pence (aktuell: 340 pence) sieht WGZ-Banker Süßmilch die Aktie deshalb fair bewertet. Zwar verschlingt der mit 67 Fußballstars besetzte Kader allein an Spielergehältern 45 Millionen Euro pro Jahr, dennoch kann ManU das Problem galoppierender Gehälter weit besser auffangen als die Konkurrenz. Zuletzt steigerte der nordenglische Klub seinen Umsatz auf 170 Millionen Euro - bei einem 20-prozentigen Gewinnanstieg auf 50 Millionen Euro.

Manchester United ist längst kein reines Fußballunternehmen mehr, bietet vielmehr eine Mischung aus Sport, Unterhaltung und Image. Zuschauereinnahmen, früher der Haupterlös eines jeden Klubs, machen bei dem Fusballklub ManU nur noch 34 Prozent des Etats aus, der Rest setzt sich zusammen aus Merchandising (27 Prozent), TV-Einnahmen (19 Prozent), Sponsoring und Werbung (13 Prozent) sowie Catering (sieben Prozent). "Diese Aktie hat Entertainment-Wert", glaubt auch Thomas Jökel, Fondsmanager des Frankfurter Investmentfonds UniSector Sport. Mit mehr als zwei Prozent hat Jökel die ManU-Aktie in seinem Portfolio gewichtet. An Fußballklubs hält er außerdem noch Ajax Amsterdam und Bröndby Kopenhagen. Favorit bleibt gleichwohl Manchester United: "Das Business-Modell ist überzeugend", so der Fondsmanager, "außerdem bietet kein anderer Klub eine solche Garantie, dauerhaft im europäischen Geschäft mitzuspielen." Kein Wunder, dass sich der börsenwillige deutsche Vertreter Borussia Dortmund vor allem in jüngster Zeit stark am Modell Manchester orientiert. Allein, es will mit dem Erfolg noch nicht so richtig klappen: Wirtschaftlich fehlt zu ManU noch einiges - und sportlich derzeit einiges mehr...

Matthias Eberle

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