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Wirtschaft: „Ein Unternehmen ist keine karitative Veranstaltung“

Was halten Sie von dem BoykottAufruf der SPD-Politikerin Vogt? Da fällt mir nur ein Wort ein: Schrecklich!

Was halten Sie von dem BoykottAufruf der SPD-Politikerin Vogt?

Da fällt mir nur ein Wort ein: Schrecklich! Das ist wirklich dumme Wahlkampfrhetorik. Reiner Stumpfsinn. Solche Politiker disqualifizieren sich von selber. Wenn jemand mit einer solchen Ignoranz und einer solchen Borniertheit an das moderne globale Leben herangeht, dann kann man das eigentlich nicht kommentieren. Da ist es um jedes Wort schade.

Aber der Kern der Kritik ist ja, dass die deutschen Unternehmen, denen es ja ganz gut geht…

Ja, Gott sei Dank! Da muss man doch froh sein, dass wir überhaupt noch ein Wachstum haben, das Arbeitsplätze sichert.

…dass die eben nicht ausreichend Arbeitsplätze schaffen.

Ein Unternehmen ist keine karitative Veranstaltung. Ein Unternehmen muss sich mehr denn je im Weltmarkt bewähren und Geld verdienen. Arbeitsplätze werden da geschaffen, wo es sich rechnet und nicht da, wo ein paar bornierte Politiker glauben, dass man sie schaffen muss. Punkt.

Ist diese Polarisierung zwischen der SPD und der Wirtschaft nicht gefährlich?

Das ist doch lächerlich von der SPD. Sie zerschlägt jede Glaubwürdigkeit, die sie noch hat. Auf der anderen Seite tut doch der Kanzler alles, um gerade den großen Firmen entgegenzukommen. Die SPD steht innerlich vor dem Zerreißen und glaubt offensichtlich, dass sie die letzten rhetorischen Bomben zünden muss, um einigermaßen über die NRW-Wahl zu kommen. Wer die Wähler für so blöd hält und glaubt, dass die auf so einen Unsinn reinfallen, dem kann man nicht helfen.

Die Debatte ist also nach der Wahl im Mai vorbei?

Nein, das ist sie nicht, weil wir dringend Veränderungen brauchen, und die sind allen hinreichend bekannt. Das Wichtigste ist, dass der deutsche Mittelstand aktionsfähig wird. Da brauchen wir dringend Entlastung. Denn die Erfolge im Export gehen nur zu zehn Prozent auf das Konto des Mittelstands. Wir müssen uns auf Stärken konzentrieren, und die Stärke der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand. Jede Politik, die am Mittelstand vorbeigeht, ist zum Scheitern verurteilt. Von den globalisierten Unternehmen hängt die deutsche Wirtschaft nicht ab. Die sind schon weg. Das ist so, wie wenn das Pferd aus dem Stall ist: Da kann ich brüllen und schimpfen, aber es nützt alles nichts.

Das Gespräch führte Moritz Döbler

Anton Börner (50) ist Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels und spricht für die Exporteure. Er ist Inhaber eines Sanitärgroßhandels in Ingolstadt mit 300 Mitarbeitern.

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