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Wirtschaft: Ein weißer Ritter hilft Holzmann (Kommentar)

Mannesmann sucht noch seinen weißen Ritter. Bei Holzmann sehen wir ihn schon reiten.

Mannesmann sucht noch seinen weißen Ritter. Bei Holzmann sehen wir ihn schon reiten. Die Verführung ist offenbar für viele Politiker groß, jetzt die Rolle des Retters in der Not zu spielen. Nachdem der hessische Ministerpräsident Roland Koch in der Nacht zum Dienstag damit gescheitert ist, sieht jetzt Bundeskanzler Gerhard Schröder seine Stunde gekommen. Für heute hat er die Gläubigerbanken nach Berlin ins Kanzleramt zitiert. Es ist verständlich, dass die Politik angesichts einer großen Unternehmenskrise zeigen will, dass sie das Schicksal der betroffenen Arbeitnehmer nicht unbeteiligt lässt. Doch Mitgefühl ist das eine - Einmischung das andere: Es sei verfrüht, jetzt über eine Bundesbeteiligung an der Sanierung in Höhe von 250 Millionen Mark nachzudenken, sagt Schröder. Das heißt doch nur, der Kanzler hat schon nachgedacht. Sonst könnte er einen solche Satz nicht äußern. Will der Kanzler die Bürger vorsichtig auf eine öffentliche Rettungsaktion vorbereiten? Es wäre das Allerletzte, wenn jetzt der Steuerzahler für die Verfehlungen eines Unternehmens und seiner Aufsichtsgremiem in die Pflicht genommen würde.

Sorge macht, dass man Schröder durchaus rationale Gründe für sein Rittertum unterstellen muss und dass der Fall ein Vorbild hat. Rational wäre es nämlich, wenn eine Regierung mit dem Ruf von wenig Fortune bei der Beschäftigung sich jetzt mit einer Rettung ins bessere Licht stellen könnte. Das Vorbild ist aus Schröders Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident bekannt. Wenige Monate vor der entscheidenden Märzwahl 1998 ließ er für kurze Zeit die Preussag-Stahl verstaatlichen - angeblich zur Rettung gefährdeter Arbeitsplätze. Dabei wären damals schon ausländische Käufer mit gutem Angebot zur Übernahme der Preussag-Stahl bereit gewesen. Dass die Holzmann-Gläubiger mehrfach beteuern, sie sähen sich zur Rettung außerstande, muss doch heissen: Niemand gibt dem bestehenden Holzmann-Konzern die Chance, aus eigener Kraft aus der Krise zu finden. Dies lässt sich auch zur Aussage für die Zukunft auch der Arbeitsplätze ummünzen: Bei Holzmann ist nichts mehr sicher. Deshalb ist es Sache des Insolvenzverwalters und nicht der Politik, die Arbeitsplätze an neuem Ort zu sichern.

Rainer Hank

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