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Wirtschaft: Eine Bank von Frauen für Frauen

Astrid Hastreiter plant zum ersten Mal seit 1909 wieder eine reine Frauenbank / Studien belegen: Frauen wirtschaften besser

Berlin - Rund 90 Jahre nach Schließung der ersten Frauenbank in Berlin könnte es bald wieder eine Bank speziell für das weibliche Geschlecht in Deutschland geben – wenn Astrid Hastreiters Pläne aufgehen. Die Münchener Finanzdienstleisterin beabsichtigt, für ihr 2004 gegründetes Unternehmen „Frauenvermögensverwaltung“ eine Vollbank-Lizenz zu erwerben. Eine Bank von Frauen für Frauen, das wäre die erste ihrer Art. Auch wenn sich Hastreiter die Internetseite www.frauenbank.de schon gesichert hat: Bis die Bank ihre Türen öffnen kann, wird es noch dauern. Denn Gründung und Geschäftsaufnahme einer Bank können erst erfolgen, wenn ein Eigenkapital von fünf Millionen Euro nachgewiesen werden kann. Diese Summe soll durch die Beteiligung von Aktionärinnen in Form von Genuss-Scheinen gesammelt werden.

Die Käufer erwerben eine Gewinnbeteiligung, die zehn Jahre lang im Durchschnitt acht Prozent Zinsen betragen soll. Damit will Hastreiter eine Million einnehmen. Mit dem bisherigen Verlauf ist sie zufrieden: „Wir haben schon über 400 000 Euro zusammen“, gekauft von ungefähr 160 Kundinnen. Die Idee, die 1909 hinter der Berliner Frauenbank stand, beschreibt Gilla Dölle in ihrem Buch „Die (un)heimliche Macht des Geldes“ als „die Heranbildung geschäftstüchtiger, selbständiger Frauen, die erfolgreich ihren Besitz oder den Erlös ihrer Arbeit zu verwalten imstande sind.“ Dieser erste deutsche Versuch dauerte zwar nur bis 1916, doch andere erfolgreiche Beispiele gibt es in Skandinavien und Asien.

Aber brauchen Frauen heute noch eine eigene Bank? Viele Unternehmerinnen seien von Beratern enttäuscht, „die nur auf Provisionen aus sind“, sagt Hastreiter. Daher biete sie „produktunabhängige Beratung“ an. Frauen seien eine persönliche Atmosphäre und verständnisvolle Gesprächsführung wichtig. „Sie wollen ernst genommen werden.“ Aber es sei eben auch so, dass viele mit ihren Finanzen ähnlich umgehen würden wie mit einem Zahnarztbesuch: „Es ist nötig aber ungeliebt – und wird immer wieder hinausgeschoben“, sagt Hastreiter. Das Problem sei, dass Frauen sich oft nicht zutrauten, mit ihrem Geld zu arbeiten.

Lebensläufe von Frauen verlaufen noch immer anders als die von Männern, da sie zum Beispiel wegen Elternzeit und schlechter bezahlter Jobs weniger aus der gesetzlichen Rente zu erwarten haben. Dass sie im Alter unterversorgt sein könnten, fällt vielen erst spät auf. Dabei bescheinigen Studien dem weiblichen Geschlecht immer wieder, in Sachen Finanzen eine sichere Hand zu haben. Im Gegensatz zum eher renditeorientierten „starken Geschlecht“ legen Frauen mehr Wert auf Sicherheit – und machen damit weniger Verluste. Bei einem Vergleich von 35 000 Depots kam die Universität von Kalifornien zu dem Ergebnis, dass Frauen durchschnittlich 1,4 Prozent mehr Rendite erzielten als Männer. Die Erklärung: Sie würden oft in die sichereren Rentenfonds investieren.

Dass Frauen anders mit Geld umgehen, hat mehrere Gründe. Der Offensichtlichste ist: Sie verdienen immer noch weniger. Dazu sind sie sparsamer – entgegen dem Klischee, dass sie das Geld ausgeben, das die Männer erwirtschaften. Hilfsorganisationen nutzen diese Erkenntnis schon länger: In Entwicklungsländern ist es üblich, Gelder meist nur in Frauenhände zu geben. Risikobereit seien Frauen, wenn es um etwas Besonderes gehe, zum Beispiel beim ethischen Investieren oder bei ökologischen Projekten. „Denn sie hinterfragen, was mit ihrem Geld geschieht“, sagt Hastreiter. Das spielerische Element beim Umgang mit Geld fehle den Damen dagegen weitgehend.

Juliane Schäuble

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