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Preisintensiver Zugbegleiter. Der Becher Kaffee kostet in der Bahn derzeit 2,80 Euro, der Maxi-Becher gar 3,30 Euro.

© IMAGO

Bahn verklagt Tchibo: Eine Million Euro für kalten Kaffee

Die Deutsche Bahn verklagt nach vier Jahren den Lieferanten Tchibo auf Schadenersatz. Grund ist aber nicht der legendär schlechte Ruf des von der Bahn verkauften Kaffees, sondern illegale Preisabsprachen zwischen acht Kaffeeröstern.

Der Kaffee in der Bahn ist schwarz, heiß, genießt einen legendär schlechten Ruf – und war über Jahre zu teuer. Jedenfalls im Einkauf. Die Deutsche Bahn verklagt Tchibo wegen überhöhter Kaffeepreise auf rund eine Million Euro Schadenersatz. Ein Bahn-Sprecher bestätigte dem Tagesspiegel am Mittwoch einen entsprechenden Bericht der „Rheinischen Post“.

Die Bahn stützt sich auf ein Verfahren, in dem das Bundeskartellamt acht Kaffeeröster wegen illegaler Preisabsprachen zu einem Bußgeld von insgesamt 30 Millionen Euro verurteilt hatte. Vier der Kartellsünder – zu denen neben Tchibo Melitta, Darboven, Kraft und Lavazza gehörten – lieferten ihren Kaffee auch an die Bahn. Mit zwei Herstellern habe man sich inzwischen geeinigt, mit einem dritten verhandele man noch, sagte der Bahn-Sprecher weiter.

Lediglich Tchibo ist nicht zu einer Einigung bereit. Dabei liegt die Entscheidung der Wettbewerbshüter bereits vier Jahre zurück. Und sie hat, wie die Bahn betont, auch vor Zivilgerichten Bestand, weshalb sich der staatseigene Konzern gute Chancen auf einen Gewinn des Verfahrens ausrechnet. Im Dezember hatte das Unternehmen die Klage beim Landgericht Hamburg eingereicht. Wie viel genau die Bahn von Tchibo verlangt, berechnet sie derzeit noch. Man gehe jedoch von einem Anspruch um eine Million Euro aus. Für einen Konzern mit 650 Millionen Euro Gewinn im Jahr scheint der juristische Aufwand übertrieben. Aber: „Uns geht es nur in zweiter Linie um den Streitwert, in erster Linie geht es ums Prinzip“, betont der Bahn-Sprecher. „Wir sind verwundert, dass Tchibo kein Interesse an einer gütlichen Einigung hat.“

Bahn richtet Sondereinheit ein

Bei Tchibo gibt man sich zugeknöpft. „Wir äußern uns grundsätzlich nicht zu laufenden Verfahren“, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Der Bahn gegenüber äußerte sich das Hamburger Unternehmen, das die Bahn jährlich mit 250 Tonnen gemahlenem Kaffee beliefert, im Vorfeld hingegen umso deutlicher. Zwischenzeitlich soll Tchibo bestritten haben, dass es überhaupt ein Kartell gegeben habe, sagen mit der Sache vertraute Personen.

Die Bahn ist nach eigenen Angaben von jedem dritten Kartell direkt oder indirekt betroffen. Seit dem vergangenen Jahr kümmern sich sechs Mitarbeiter des Schienenkonzerns ausschließlich darum, Kartellschäden einzutreiben. Rund 200 Millionen Euro habe das Team um den Juristen Tilman Makatsch dem Konzern seither gesichert. Die Bahn sei das einzige Unternehmen in Europa, das eine solche Sondereinheit unterhalte, sagte der Sprecher. Normalerweise erledigt die Rechtsabteilung des jeweiligen Konzerns solche Angelegenheiten. Die Deutsche Bahn habe diese Aktivitäten nun gebündelt, auch um deutlich zu machen, dass ein Kartellrechtsverstoß „kein Kavaliersdelikt“ sei.

Weniger um die Verfehlungen anderer als vielmehr um eigene Versäumnisse ging es am Mittwoch bei einem Treffen von Personalvorstand Ulrich Weber mit der Gewerkschaft EVG. Nach dem Stellwerk-Chaos vorigen Sommer mit wochenlangen Zugausfällen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bislang 680 neue Mitarbeiter zusätzlich eingestellt. Sie seien hauptsächlich in Stellwerken und Werkstätten beschäftigt. Im November 2013 hatte Konzernchef Rüdiger Grube zugesagt, rund 1700 Mitarbeiter zusätzlich einzustellen.

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