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Einsparungen: Vattenfall-Belegschaft geht auf die Straße

Mit rund 2500 Beschäftigten wollen Betriebsrat und Verdi am Mittwoch gegen Sparpläne bei der in Berlin ansässigen Vattenfall Europe AG demonstrieren. Der Konzern will seine Personalkosten um 180 Millionen Euro senken.

Berlin - Mit rund 2500 Beschäftigten wollen Betriebsrat und Verdi am heutigen Mittwoch gegen Sparpläne bei der in Berlin ansässigen Vattenfall Europe AG demonstrieren. Da sich der Protest gegen den Eigentümer des Energiekonzerns richtet, versammeln sich die Demonstranten vor der schwedischen Botschaft in Tiergarten (Stülerstraße/Ecke Rauchstraße). Die deutsche Vattenfall ist eine Tochter des Stockholmer Staatsunternehmens Vattenfall AB. Anlass der Versammlung sind Pläne zur Reduzierung der Personalkosten um 180 Millionen Euro im Jahr. „Dafür fehlt mir das Verständnis, wenn man 1,8 Milliarden Euro verdient“, sagte Verdi- Mitarbeiter Volker Stüber dem Tagesspiegel in Anspielung auf den Konzerngewinn. Die Arbeitnehmer und ihre Vertreter würden im Übrigen erwarten, „dass man sich an die Verträge hält“.

Die Verträge sind indes der Kern des Problems – jedenfalls aus Sicht des Managements. Die deutsche Vattenfall entstand durch den Zusammenschluss der Stromversorger HEW (Hamburg), Bewag (Berlin) und der ostdeutschen Braunkohle- und Kraftwerkkonzerne Laubag und Veag. Seit 2007 gibt es einen Konzerntarifvertrag für alle rund 20 000 Vattenfall-Beschäftigten in Deutschland. Damit sich aber niemand durch den neuen Tarif verschlechtert, gibt es Überleitungsregelungen, die die Besitzstände der Beschäftigten absichern – und zwar im Prinzip bis zu deren Ausscheiden. Besonders voll sind diese „Rucksäcke“, wie die historischen Gehaltszuschläge im Gewerkschaftsjargon heißen, in Berlin. Wenn hier die rund 3500 ehemaligen Bewag-Beschäftigten auf das Niveau des Konzerntarifs gedrückt würden, würde das Jahresgehalt um bis zu 10 000 Euro sinken, für die Gewerkschaft undenkbar.

Vattenfall begründet das Sparpaket mit dem „starken Wandel“ in der Energiewirtschaft. In einem Brief an die Mitarbeiter nennt der Vorstand „die bevorstehende Vollauktionierung“ des CO2-Zertifikatehandels, „dramatisch fallende Strompreise“, neue Anbieter auf dem Strom- und Wärmemarkt, „die mit teilweise deutlich niedrigeren Kosten arbeiten“ sowie „die Debatte um die Zukunft der Kernenergie“. Dem setzt der Vorstand das Sparprogramm „Move“ entgegen.

Von der angepeilten Sparsumme entfallen 106 Millionen Euro langfristig auf das Ausscheiden von 1500 Vollzeitbeschäftigten über Altersteilzeit. Weitere 73 Millionen Euro, vom Unternehmen Strukturkosten genannt, sollen durch „Anpassung der Vergütungsstrukturen an die Marktbedingungen“ erreicht werden. Vorgesehen ist die Ausgliederung von Unternehmensbereichen und ein neuer Tarifvertrag für den Kundenservice. „Alternativ müsste ein Austritt aus der Tarifgemeinschaft oder auch ein externer Verkauf erwogen werden“, heißt es im Schreiben des Vorstands an die Mitarbeiter. Am kommenden Donnerstag trifft sich die Tarifkommission der Gewerkschaften Verdi, IG Metall und IG BCE, um das weitere Vorgehen zu beraten. Alfons Frese

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