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Elektroautos: 500 Kilogramm für Pioniere

Ein deutscher Energiedienstleister und ein Pharmaunternehmer bauen in Frankreich das Elektroauto Mia.

Berlin - In Frankreich sind Autos weiblich. Deshalb ist von „unserer Mia“ die Rede, wenn Roman Dudenhausen von einem kleinen Elektroauto spricht, das in wenigen Monaten groß herauskommen soll. Der Essener Energiedienstleister Con-Energy, dessen Vorstandschef Dudenhausen ist, und der saarländische Pharmaunternehmer Edwin Kohl steigen in die Autoproduktion ein.

„Wir können 2011 Jahr rund 5000 Autos bauen, für die wichtigsten europäischen Märkte Deutschland und Frankreich“, sagt Dudenhausen. Im Jahr darauf sollen schon 10 000 Mia-Modelle vom Band laufen – „vielleicht auch ein paar mehr“. Mit einem Kampfpreis von weniger als 20 000 Euro tritt der elektrische Kleinwagen, der nur 500 Kilogramm wiegt, gegen die etablierte Konkurrenz an. 2013, wenn die deutschen Hersteller mit ihren ersten E-Autos auf den Markt kommen wollen, ist die Mia schon da. Vor allem in Berlin. Hier sollen die batteriebetriebenen Stadtflitzer von Beginn an im Straßenverkehr zu sehen sein.

Ein ambitioniertes Projekt zweier Unternehmer, die in der Autobranche bisher nicht aufgefallen sind. Erst die Insolvenz des französischen Karosserieherstellers Heuliez brachte Kohl und Dudenhausen auf die Geschäftsidee. Das 1920 gegründete Traditionsunternehmen mit Stammsitz in Cerizay in der Nähe von Nantes hat seit 25 Jahren Erfahrung mit dem Bau von Elektroautos. 6500 Fahrzeuge hat das Unternehmen in kleinen Serien auf die Straße gebracht. Know-how, das im Insolvenzverfahren zum Verkauf stand. Mit Unterstützung der Regierung wurde zunächst die Karosseriesparte, der Großaufträge von Peugeot und Opel weggebrochen waren, von Heuliez abgespalten. Die E-Autos gingen Anfang Juli an die deutschen Autopioniere. „Wir haben uns die Firma ein halbes Jahr lang angeschaut und den Rat externer Prüfer hinzugezogen“, sagt Roman Dudenhausen.

Den Kontakt zu Heuliez vermittelte Murat Günak, Ex-Chefdesigner von VW. Er ist heute einer der Geschäftsführer der Mia-Produktion – zusammen mit Oliver Bussick, langjähriger Geschäftsführer der BMW-Handelsgruppe Procar. Dudenhausen glaubt an die Erfahrung der beiden Automanager und der 150 Mitarbeiter in Cerizay, die derzeit die Serienfertigung vorbereiten. „Wir sind ausdrücklich keine Finanzinvestoren, sondern wir verstehen uns als Unternehmer“, versichert er. Profitieren wollen die Newcomer auch von den Vorarbeiten. Das E-Auto-Projekt läuft seit etwa vier Jahren. In dieser Zeit haben die alten Heuliez-Gesellschafter und die Regionalregierung 30 bis 40 Millionen Euro investiert. „Wir haben die Fertigung nun für zehn Millionen übernommen, zehn weitere kommen als staatliches Darlehen hinzu“, erklärt der Con-Energy-Chef. Die Finanzierung der Produktion in den Jahren 2011/2012 sei gesichert. Der Ehrgeiz ist groß: „Ab 2012 möchten wir schwarze Zahlen schreiben.“

Die Kunden werden zunächst aus der gewerblichen Wirtschaft kommen: Unternehmen, die ihre Flotten mit Elektroautos ergänzen wollen. Der Dienstleister Con-Energy nutzt Kontakte zur Energiewirtschaft auf kommunaler Ebene. „Wir sind optimistisch, dass wir die erste Jahresfertigung verkauft haben, bevor die Autos produziert sind“, sagt Dudenhausen. Es gebe Interessenten in einer vierstelligen Zahl, darunter das Who’s Who der Energiewirtschaft. „Aber auch Dax-Unternehmen, Krankenhäuser, Pflegedienste, Sicherheitsdienste oder Bäckereiketten“, versichert der Con-Energy- Chef. Überdurchschnittlich viele private Anfragen kämen aus Berlin.

Das passt, denn die Mia soll ein reines Stadtauto sein, das nur in Verbindung mit regenerativer Energie verkauft wird – Wind, Sonne, Bio. Im Idealfall aus lokalen Quellen. „Die Käufer sollen sagen können: An diesem Windrad, an dieser Solaranlage bin ich beteiligt“, erklärt Dudenhausen. Die Kosten kalkuliert er mit durchschnittlich rund 1,50 Euro pro 100 Kilometer. So weit kommt die Mia mit einer Batteriefüllung. In drei Varianten kommt der Kleinwagen auf den Markt, ohne technische Spielereien. „Elektromobilität muss einfach, zuverlässig und bezahlbar sein – für jedermann“, glaubt Roman Dudenhausen. „Wir wollen viele Dinge anders machen.“ Im Herbst treten die Unternehmer den Beweis an – dann beginnt der Vorverkauf.

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