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Siemens

© dpa

Elektroindustrie: Siemens verliert Milliarden

Nach der Post jetzt auch Siemens: Deutsche Großunternehmen machen Milliardenverluste. Allein der Konzernumbau und die Schmiergeldeskapaden kosten vier Milliarden. 17.000 Arbeitsplätze sollen nun abgebaut werden.

Die Milliarden-Belastungen aus dem radikalen Konzernumbau und dem Korruptionsskandal haben den Elektrokonzern Siemens im Schlussquartal tief in die roten Zahlen gedrückt. Nach Steuern verbuchte der Konzern im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2007/08 (30. September) einen Verlust von 2,4 Milliarden Euro, nach einem Minus von 74 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Konzernchef Peter Löscher hat den Konzern auf die Bereiche Energie, Industrie und Gesundheit konzentriert. Die Kosten für den Umbau und erwartete Strafzahlungen wegen des Schmiergeldskandals schlugen im vierten Quartal mit rund vier Milliarden Euro zu Buche. Die Neuausrichtung geht mit dem Abbau von rund 17.000 Arbeitsplätzen einher.

Nur dank der Milliarden-Erlöse aus dem Verkauf des Autozulieferers VDO konnte der Konzern im abgelaufenen Gesamtjahr 2007/08 einen deutlichen Gewinnanstieg verbuchen. Der Gewinn nach Steuern legte von 4 Milliarden Euro im Vorjahr auf 5,9 Milliarden Euro zu. Den Umsatz konnte der Konzern um 7 Prozent auf 77,3 Milliarden Euro steigern, und der Bestelleingang wuchs um elf Prozent auf 93,5 Milliarden Euro. Für 2009 stellt sich Löscher angesichts von Finanzkrise und drohender Rezession auf schwierigere Zeiten ein. "Der Abschwung ist in der Realwirtschaft angekommen und wird sich auch bei uns niederschlagen. Wie lange und wie anhaltend, das weiß niemand", sagte der Vorstandschef.

Trotz Milliardenverluste weiterhin Wachstumskurs

"Es ist sicher ambitionierter geworden, unsere Ergebnisprognose für das Geschäftsjahr 2009 zu erreichen. Doch sie bleibt bestehen", sagte Löscher. Auftragseingang und Umsatz dürften an Wachstumstempo verlieren, das Unternehmen will aber weiterhin zweimal so schnell wachsen wie die Weltwirtschaft. Für die drei Sektoren hat sich der Konzernchef ein Ergebnis von acht bis 8,5 Milliarden Euro vorgenommen. Effekte aus Restrukturierungen sowie "rechtlichen und regulatorischen Themen" sind bei den Zielvorgaben ausgeklammert. Die Auswirkungen der Finanzkrise wolle man "quartalsweise bewerten", sagte Löscher.

Operativ schlug sich Siemens im vierten Quartal trotz der Konjunktureintrübung ordentlich. Den Umsatz konnte der Konzern um 7 Prozent auf 21,7 Milliarden Euro steigern, und der Auftragseingang legte um vier Prozent auf 22,2 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis der Sektoren verringerte sich dagegen angesichts der Sonderbelastungen um ein Viertel auf 1,5 Milliarden Euro.

Konzernumbau: "Positive Bilanz"

Wegen der Schmiergeld-Affäre steht Siemens seit vielen Monaten in Verhandlungen mit der mächtigen US-Börsenaufsicht SEC. Auch die Staatsanwaltschaft München ermittelt in mehreren früheren Bereichen des Unternehmens. Mit Blick auf den angestrebten Vergleich mit den Behörden in Deutschland und den USA sprach Löscher von "Fortschritten" bei den Gesprächen.

"Wir sind auf der Zielgeraden aber noch nicht am Ziel", erklärte der Siemens-Chef. Für den Konzernumbau zog er eine positive Bilanz. "Die größten Brocken beim Umbau haben wir 2008 weggeräumt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Das hilft uns jetzt." (bai/dpa)

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