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Siemens trennt sich offenbar von Vorstandschef Peter Löscher.

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Update

Elektrokonzern: Siemens-Chef Peter Löscher muss gehen

Paukenschlag in der deutschen Elektroindustrie: Siemens feuert den zuletzt glücklos agierenden Vorstandschef Peter Löscher. Das hat das Unternehmen bestätigt. Ein Nachfolger steht offenbar auch schon fest.

Der Siemens-Chef Peter Löscher muss seinen Posten nach dem Wirbel um die neuerliche Gewinnwarnung räumen. Der Siemens-Aufsichtsrat werde in seiner Sitzung am 31. Juli 2013 das vorzeitige Ausscheiden des Vorstandsvorsitzenden beschließen, teilte das Unternehmen am Samstagabend in München mit. Als Nachfolger habe sich eine Mehrheit der Aufsichtsräte für den amtierenden Finanzchef Joe Kaeser ausgesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Siemens hatte am Donnerstag eine Gewinnwarnung ausgegeben und erklärt, dass das vorgegebene Ziel einer Rendite von zwölf Prozent bis zum Jahr 2014 auf keine Fall erreicht werden könne. Noch am Freitag hatte Löscher wissen lassen, dass er seinen Posten nicht kampflos aufgeben wolle. „Mir bläst jetzt der Wind ins Gesicht, aber es war noch nie meine Art aufzugeben oder schnell die Segel zu streichen“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. „Ich habe einen Vertrag bis 2017, und gerade jetzt ist der Kapitän bei Siemens mehr gefragt denn je.“

Die Liste von Löschers Misserfolgen seit seinem Amtsantritt am 1. Juli 2007 ist lang. Sie begann mit dem als überteuert betrachteten Kauf des US-Labordiagnostik-Spezialisten Dade Behring. Es folgte die überhastete und am Ende kostspielige Trennung vom französischen Atom-Partner Areva. Hinzu kamen Geschäftsabschlüsse in der Windkraft auf See sowie bei Zügen, bei denen Siemens sich über Zeithorizont und Komplexität so gründlich irrte, dass sie bis heute hunderte Millionen Euro kosteten. Schließlich der teure Einstieg ins Solargeschäft fast auf der Spitze des Booms und die ebenfalls teure Schließung desselben. Vergangene Woche kam außerdem eine erneute Panne bei Windkraft an Land hinzu, die noch einmal 100 Millionen Euro kostet.

Doch es geht nicht nur um die Geschäfte, die nicht liefen, wie Löscher es versprochen hat. Es geht auch um die Art, wie Siemens unter ihm Geschäfte macht. Der grundsätzliche Fehler sei, dass das Unternehmen in den vergangenen beiden Jahren zu sehr auf Wachstum fokussiert gewesen sei, sagt Analyst Martin-Ingo Schachel von der Commerzbank. „Löscher hat das Ziel vorgegeben, ein Unternehmen mit 100 Milliarden Euro Umsatz zu werden. Das war ein Fehler, wenn man dabei nicht auf Effizienz und Profitabilität achtet.“ Von dem 2011 verkündeten Ziel ist Siemens weit entfernt. Der Umsatz des laufenden Geschäftsjahres könnte sogar unter den 78,3 Milliarden Euro von 2012 liegen.

Eigentlich sollte das im vergangenen Jahr verkündete Programm „Siemens 2014“, mit dem das Management sechs Milliarden Euro sparen und das Margenziel von zwölf Prozent erreichen wollte, Börse und Analysten wieder positiver stimmen. Die Marge ist der Anteil des Gewinns am Umsatz. Doch die Konjunktur habe sich schwächer entwickelt als erwartet, teilte Siemens mit, weshalb das Unternehmen nun das Margenziel kassierte. Die schwache Konjunktur sei aber nicht der Hauptgrund, meint Analyst Schachel. „Der Fehler war, dass das Ziel viel zu ambitioniert war, wenn man die Maßnahmen betrachtet, die eingeleitet wurden.“

Hinzu kommt eine menschliche Komponente. „Löscher kam von außen und ist von der Belegschaft nie so recht aufgenommen worden“, sagt Fondsmanager Peter Ott von MainFirst Asset. In so einem großen Unternehmen sei es enorm wichtig, die Top-Manager unterhalb der Vorstandsebene für sich zu gewinnen. „Es läuft einfach nicht, wenn der Vorstand eine super Idee hat, aber keiner macht mit.“

Finanzchef Joe Kaeser dagegen, der nun als designierter Nachfolger an der Konzernspitze gilt, ist ein Siemens-Gewächs. Seit 1980 im Unternehmen, kennt er es in- und auswendig. „Kaeser hat im Unternehmen ein hohes Ansehen“, sagt Ott. Und er könne moderieren – im Gegensatz zu Löscher. (mit dpa/rtr)

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