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Elektronikmesse CES in Las Vegas: Autobauer zeigen Neuheiten

Von e-Golf bis Novo: Fahrzeughersteller zeigen heute, wieviel IT in ein Auto passt. Volkswagen überrascht mit der Neuauflage eines Klassikers.

Ob es eine gute Idee war, wird sich noch herausstellen: Aber der gewaltige Image-Schaden durch die manipulierten Abgaswerte und der Einbruch der Verkaufszahlen in den USA ließ VW wohl keine andere Wahl. Und VW-Markenvorstand Herbert Diess nutzte seinen Auftritt auf der weltweit größten Elektronikmesse CES in Las Vegas, um mit zwei Sympathieträgern des Konzerns für das „Neue Volkswagen“ zu werben: der neue „e-Golf Touch“ und der Bulli-Nachfahre „Bud-e“.

Volkswagen tut Buße - und zeigt smarte Modelle vor

Zuvor hatte Diess Buße getan: „Ich entschuldige mich“ hatte er den enttäuschten US-Kunden zugerufen und das Tricksen an den Abgaswerten „nichts worauf man stolz sein könnte“ genannt. Mit der Umrüstung der elf Millionen betroffenen Fahrzeuge beginne VW bereits „in diesem Monat“ und werde die Umbauten in Deutschland in diesem Jahr wohl noch abschließen. In den USA müsse zuvor noch eine Einigung mit den staatlichen Prüfern erreicht werden, daran werde alles gesetzt, versicherte Diess.

Als Inbegriff für das geläuterte „Neue Volkswagen“ stellte der Vorstand den e-Golf vor. Auf den Markt kommt er in naher Zukunft und dem Manager zufolge reagiert die ausgefeilte Software des Fahrzeugs dank Bildschirmen und Mikrofonen auf Sprachkommandos und Gesten wie ein „Smartphone auf Rädern“. Der Bulli-Wiedergänger Bud-e ist eine Zukunftsvision, in der Displays alle Knöpfe ersetzen. Rund 400 Kilometer mit einer Batterieladung soll er mal fahren und in einer halben Stunde zu 80 Prozent wieder aufgeladen sein. Golf und Bulli waren Verkaufsschlager und Sympathieträger von VW in den USA. Daran will man mit der Elektrifizierung und Digitalisierung anknüpfen.

Fahrzeug im "Internet der Dinge"

Zumal dank Netzwerken und Cloud das Zusammenspiel mit anderen „smarten“ Objekten fast keine Grenzen hat: Der Fahrer kann vom Auto aus das Licht im Haus anschalten, den Ofen vorheizen und den Fernseher anschalten – jedenfalls wenn diese Dinge vernetzt sind. Eine Kooperation mit Elektromulti LG soll das möglich machen. Ford ist da schon einen Schritt weiter. Konzern-Präsident Marc Fields stellte auf der CES eine Allianz mit „Amazon“ vor, dessen elektronischer Sprachempfänger zur Steuerung von Haustechnik „Echo“ in den USA ein Kassenschlager ist. Dieser reagiert künftig auf Sprachbefehle, die in Ford-Fahrzeugen erteilt werden: Garage öffnen, Heizung anschalten, Waschmaschine einschalten.

Auch selbst fahrende Autos will VW bauen. Mehr als die Ankündigung von Partnerschaften mit „mobileye“, das Kameras zur Objekterkennung entwickelt und dem gemeinschaftlichen Erwerb von „here“ mit BMW und Daimler, konnte Diess aber nicht vermelden. Googles Flotte autonomer Fahrzeuge hat dagegen schon rund 1,6 Millionen Kilometer auf dem Tacho. Und Ford hat bereits die dritte Generation selbst fahrender Autos auf Teststrecken. Auch der Koreanische Hersteller Kia sieht darin die Zukunft: bis 2018 investiert er zwei Milliarden Euro in die Technik.

Schrittweise zum autonomen Fahrzeug

Kia ist wie VW erstmals auf der Technikmesse in der Wüstenmetropole und deren Manager sagen die Marktreife elektrisch angetriebener und autonom fahrender Autos für das Jahr 2030 voraus. Dieses Ziel will man ähnlich wie Ford stufenweise erreichen: Selbständiges Einparken, auf einer Fahrbahn bleiben, den Abstand zum Vordermann einhalten, Notbremsungen bei drohenden Unfällen, die Überwachung des toten Winkels sind erste Bausteine dazu, die bereits bei Serienfahrzeugen genutzt werden. Zur CES hat Kia das Konzept-Fahrzeug „novo“ mitgebracht, das über Stimme und Gesten gesteuert werden kann. Die Bündelung aller Steuerbefehle, Navigations- und Sensoren-Daten übernimmt dabei eine neue Software-Plattform namens „DriveWise“.

Toyota: Führerloses Fahrzeug vorerst nur Vision

Auch Toyota investiert massiv in die Vision des fahrerlos steuernden Autos: eine Milliarde Dollar. Das Geld fließt aber in die Gründung eines neuen Forschungsinstituts. Anders als die Manager bei der Konkurrenz sind dem Chef des Toyota Research Institute Gill Pratt zufolge komplett selbst fahrende Autos noch „lange nicht in Sicht“. Das größte Problem: Das Auto so zu programmieren, dass es auch auf nicht vorhersehbaren Unfälle richtig reagiert. Schon heute überfordere schlechtes Wetter die autonomen Fahrzeuge häufig. Wie sollten Autos dann richtig reagieren, wenn sich erst der lose Inhalt eines Müllwagens über die Fahrbahn verteilt?

Kosten von Reise und Unterkunft für die Berichterstattung über die Elektronikmesse hat der Veranstalter CES finanziert.

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