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Wirtschaft: Energie sparen vom Keller bis zum Dach

Berlin - Gezielt richtet der Berliner Architekt Marco Dubbers sein schwarzes Lasermessgerät auf die Hauswand. Sekundenschnell ermittelt er die Temperatur der Innenwand des Zweifamilienhauses.

Berlin - Gezielt richtet der Berliner Architekt Marco Dubbers sein schwarzes Lasermessgerät auf die Hauswand. Sekundenschnell ermittelt er die Temperatur der Innenwand des Zweifamilienhauses. Vom Keller bis zum Dach – überall klopft er an Wände, rüttelt an Rohren und sammelt Daten. Zwei Tage benötigt Dubbers, um den Energieverbrauch des Hauses einzuschätzen. Nach Eingabe aller gemessenen Zahlen spuckt sein Computerprogramm für bauphysikalische Berechnungen das Ergebnis aus. „Die schlimmsten Energiefresser sind schlecht isolierte Dächer oder veraltete Lüftungsanlagen“, sagt er. Oft seien Immobilienbesitzer überrascht, welche Möglichkeiten es gibt, Energie und damit auch Kosten zu sparen.

Berater wie Dubbers zeigen ihren Kunden, was sich ändern lässt. Vom Umbau eines Heizkessels bis hin zur Wärmedämmung des Dachs gibt es viele Möglichkeiten, die zwar oft mit hohen Kosten verbunden sind, angesichts der steigenden Öl- und Gaspreise jedoch lohnend sein können. Nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher hat sich die Zahl der Vor-Ort-Energieberatungen bundesweit in den vergangenen zwei Jahren verfünffacht.

Dubbers ist einer von 4500 Selbstständigen, die vom Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle (Bafa) als Energieberater zugelassen wurden. Auf dem unübersichtlichen Anbietermarkt gilt eine Registrierung bei der Bafa als Gütesiegel. „Meist sind es Bauingenieure oder Architekten, die sich dafür qualifizieren“, sagt Wulf Bittner, Energieexperte der Bafa. Zwischen zwei und sechs Tagen müssen sie sich Zeit nehmen, um den Energieverbrauch eines Hauses zu bestimmen. Zudem muss der Berater über erneuerbare Energien informieren.

Besonders groß ist die Nachfrage in den Monaten Januar und Februar. Nach der Nebenkostenabrechnung und den damit verbundenen Nachzahlungen für Strom und Gas häuften sich die Anfragen, sagt Dubbers. Allein im vergangenen Jahr beriet er 300 Immobilienbesitzer oder Hausverwaltungen. Im Schnitt berechnet er 300 Euro. In Berlin sei der Bedarf groß, sagt er. „Hier gibt es viele Altbauten, die meisten davon sind wahre Energiefresser.“ So benötige eine 40-Quadratmeterwohnung Altbau rund 600 Liter Öl pro Jahr, ein modernisierter Neubau bei gleicher Größe dagegen weniger als 280 Liter. Durch Dämmung von Wänden oder Dächern ließe sich der Verbrauch manchmal sogar halbieren.

Bislang sind bei der Bafa hauptsächlich Architekten und Bauingenieure registriert, doch versuchen immer mehr Handwerker – Dachdecker und Schornsteinfeger – in den Markt einzusteigen. Denn von 2008 an will der Gesetzgeber für Hauseigentümer den sogenannten Energieausweis (siehe Kasten) zur Pflicht machen, zumindest wenn es um Verkauf oder Vermietung von Immobilien geht.

Rund 4000 neue Anträge von Bewerbern zählte das Amt in 2005. „Zentrales Kriterium für die Zulassung ist die Unabhängigkeit der Energieberater“, sagt Bittner. Jeder Bewerber mit einem eigenen Betrieb werde kritisch betrachtet. „Er könnte sich durch die Beratung neue Aufträge verschaffen.“

Trotzdem profitieren auch viele Betriebe, die nicht bei der Bafa registriert sind, von der günstigen Marktsituation, schätzt Felicitas Krause von der Deutschen Energieagentur (DNE). „Handwerker, Schornsteinfeger oder Heizungsinstallateure halten gute Kontakte zu Besitzern von Einfamilienhäusern und bieten Energieberatung als zusätzliche Dienstleistung an“, sagt Krause. Doch bislang müssen ihre Kunden meist den vollen Preis der Beratung zahlen, nur registrierte Bafa-Berater werden mit bis zu 250 Euro bezuschusst. Mit der Einführung des Energieausweises wird sich das ändern. „Wenn der Ausweis Pflicht wird, gibt es keine Zuschüsse mehr“, sagte Krause. Ina Brzoska

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