zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Energiekonzern EnBW muss Millionen abschreiben

Nach einem Halbjahresverlust von fast einer Milliarde Euro kündigt das Unternehmen weitere Sparmaßnahmen an

Karlsruhe (dpa). Der drittgrößte deutsche Energieversorger EnBW steht nach dem Riesenverlust von fast einer Milliarde Euro im ersten Halbjahr unter Druck. Im gesamten Vorstand herrsche Einigkeit darüber, dass nun die „Ärmel noch höher gekrempelt“ werden müssten als bisher beabsichtigt – diese Parole gab der neue Vorstandschef Utz Claassen für die kommenden Wochen und Monate aus. Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket will die Energie BadenWürttemberg AG aus Karlsruhe wieder zu besseren Ergebnissen zurückkehren.

Nach den am Donnerstagabend verkündeten Zahlen lag der Verlust vor Steuern im ersten Halbjahr 2003 bei 927 Millionen Euro (Vorjahr: plus 82 Millionen Euro). Altlasten in Höhe von rund 1,1 Milliarden Euro schlugen zu Buche. Für das Gesamtjahr rechnet der Konzern auf Grund der negativen Einmaleffekte mit einem Vorsteuerverlust von rund einer Milliarde Euro.

Vorstandschef Claassen hatte erst im Mai die Führung von seinem Vorgänger Gerhard Goll übernommen und dem EnBW-Konzern eine Radikalkur verordnet. Bis 2006 will er die Kosten um eine Milliarde Euro senken. Claassen will sich auf die EnBW-Kernkompetenz Energie konzentrieren und 143 der knapp 400 Beteiligungsgesellschaften verkaufen oder verschmelzen.

Durch die negativen Zahlen dürfte sich auch die Kreistagsfraktion der Grünen im Landkreis Ravensburg in ihrer Kritik bestätigt sehen. Sie hatte vor wenigen Tagen gegen den früheren Vorstandschef Goll eine Anzeige wegen Untreue erstattet. Nach Auffassung der Grünen wurde der EnBW-Aufsichtsrat über das Milliarden-Defizit, das erst jetzt ans Licht kam, nicht ausreichend informiert.

Die millionenschweren Abschreibungen und Maßnahmen zur Risikovorsorge betreffen unter anderem den Abfall-Entsorger Thermoselect in Karlsruhe (283 Millionen Euro). Zu den weiteren Problemfällen gehören die Schuh- und Dienstleistungstochter Salamander (195 Millionen Euro) und die Beteiligung an den Stadtwerken Düsseldorf (208 Millionen Euro). Die Billigstrom-Tochter Yello müsse bis Ende 2005 schwarze Zahlen schreiben, fordert Claassen.

Im Geschäft mit Strom und Gas entwickelten sich die Erträge stabil. Die Umsätze hätten auf Grund von Übernahmen um 37 Prozent auf insgesamt 5,674 Milliarden Euro zugelegt. Für das zweite Halbjahr hat die EnBW-Führungsetage eine weitere Ergebnisbelastung in Höhe von knapp 200 Millionen Euro einkalkuliert. Damit ist der Großteil der Altlasten bereits in der Bilanz berücksichtigt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false