zum Hauptinhalt

Energiemarkt: Wird Normalbenzin knapp?

Auf dem deutschen Benzinmarkt verschwindet allmählich das Normalbenzin. Von einem technischen Defekt bis hin zu "Betrug am Kunden" ist die Rede. Der ADAC rechnet sogar damit, dass im Sommer kein Normalbenzin mehr angeboten wird.

Die "Bild"-Zeitung berichtete über ein "Preis-Chaos" - an mehreren Tankstellen sei Superbenzin zum Teil billiger als Normalbenzin. Nach Aussagen der betroffenen Unternehmen handelte es sich dabei aber um technische Probleme. An einer Tankstelle bei Freiburg habe der Liter Normalbenzin 3,99 Euro, Super dagegen nur 1,39 Euro kosten sollen. Es habe aber an der Tankstelle überhaupt kein Normalbenzin gegeben. Das wurde in der bft-Tankstelle bestätigt. "Die 3,99 standen nur drin, weil wir keine Striche in die Anzeige kriegen".

Man habe Normalbenzin wegen des geringen Preisunterschieds zu Super herausgenommen und während der Zeit der Umstellung auf Super Plus die Kunden mit dem Preis abschrecken wollen. Normalbenzin für nur einen Cent günstiger zu verkaufen als hochwertigeres Super sei "Betrug am Kunden", sagte Tankstellenleiterin Sieglinde Künle in Bad Krozingen.

Technischer Defekt

Aral hat Berichte über falsch eingestellte Preistransparente überprüft, sagte der zuständige Sprecher Detlef Brandenburg. Es habe einen Fall in Gelnhausen (Hessen) gegeben, wo wegen eines technischen Fehlers vorübergehend Normalbenzin mit 1,99 Euro ausgezeichnet worden sei. Bei der Preisumstellung sei der Anzeiger bei 1,99 hängen geblieben. "Kein Kunde hat für diesen Preis an unseren Tankstellen getankt. An der Kasse und an den Zapfsäulen haben alle den korrekten Preis sehen können und auch bezahlt", sagte Brandenburg.

Zu Mutmaßungen, die Mineralölkonzerne wollten im kommenden Jahr Normalbenzin ganz vom Markt nehmen, wollte sich Brandenburg nicht äußern. "Fakt ist, dass Normalbenzin ein auslaufendes Produkt ist. Es ist rückläufig." Nur noch rund ein Fünftel der Käufer von Otto- Kraftstoffen tanke Normalbenzin. Daraus könne aber nicht vorzeitig geschlossen werden, "dass wir Normalbenzin aus dem Markt nehmen".

Engpass vorprogrammiert?

Ein Hamburger Pächter wurde in der "Bild"-Zeitung mit der Aussage zitiert: "Wir haben den Preis für für Normal um 14 Cent über den von Super gestellt, damit die Leute nicht mehr nach Normalbenzin fragen." ADAC-Sprecher Michael Ramstetter bezeichnete das als "Versuchsballons der Konzerne", die sehen wollten, wie der Markt reagiere. Der ADAC rechne damit, dass im Sommer kein Normalbenzin mehr angeboten werde. Der Chef des Verbandes der freien Tankstellen, Axel Graf Bülow, sagte der Zeitung: "Es gibt bereits kleine Tankstellen-Ketten, die kein Normal mehr anbieten. Andere wollen Normal auslaufen lassen, bieten es teurer als Super an, damit kein Autofahrer mehr zugreift."

Der Vorsitzende des Automobilclubs von Deutschland (AvD), Wolfgang-Ernst Fürst zu Ysenburg, forderte die Konzerne auf, offen zuzugeben, dass Normalbenzin verschwindet. AvD-Sprecher Sven Janssen ergänzte: "Ich weiß auch nicht, was sie davon abhält". Nach Ansicht des AvD müsste die Preisbildung der Mineralölkonzerne staatlich kontrolliert werden.

Marktführer Aral hatte Ende November damit begonnen, Normal- und Superbenzin zum gleichen Preis zu verkaufen. Inzwischen sind die anderen Konzerne gefolgt. Aral begründete die Preisgleichheit von Normal- und Superbenzin mit dem Einkaufspreis für die Mineralölprodukte am europäischen Ölmarkt in Rotterdam, die sich ebenfalls angeglichen hätten. (dm/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false