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Energieversorger: Vattenfall soll sauber werden

Wegen des hohen Kohleverbrauchs sorgt sich die schwedische Regierung um das Ansehen des Konzerns. Umweltschützer hoffen jetzt auf strengere Umweltvorgaben.

Berlin/Stockholm - Die Havarieserie beim Energiekonzern Vattenfall Europe setzt sich mit einem neuen Fall fort. Nach den technischen Pannen in deutschen Atomkraftwerken im Jahr 2007 und dem Ärger über schlecht kommunizierte Preiserhöhungen erleidet der Konzern, der dem schwedischen Staat gehört, jetzt erneut einen Imageschaden. Schwedische Minister kritisieren öffentlich, dass Vattenfall im Ausland zu sehr auf fossile Brennstoffe setze und damit das Klima über Gebühr belaste. Umweltschützer hoffen jetzt auf strengere Umweltvorgaben für den Energiekonzern.

„Vattenfall muss als staatliches Unternehmen eine wesentlich größere Verantwortung übernehmen, wenn es um Investitionen in erneuerbare Energien geht“, hatte der Umweltminister der Zentrumspartei Andreas Carlgren kürzlich gefordert. Die Regierung wolle daher die Eigentümerrichtlinien verschärfen. Das bekräftigte jetzt Carlgrens Parteifreundin Maut Olofsson, die als Wirtschaftsministerin die oberste Eigentümerverantwortung für den Staatskonzern trägt. Sie räumte ein, dass sie beunruhigt sei über das schlechte Bild, das Vattenfall als staatseigenes Unternehmen in der Öffentlichkeit habe. Die Eigentümerdirektiven sollen künftig auch Umweltstandards beinhalten, kündigte Olofsson an. Wie genau dies geschehen soll, ließ die Regierung jedoch bislang offen.

„Wir werden den neuen Richtlinien natürlich folgen“, sagte Vattenfall-Sprecher Edvard Lind. Allerdings schränkte er auch ein: „Wir glauben, dass die Klimabedrohung viel komplizierter und akuter ist, als dass man nur auf erneuerbare Energien setzen könnte.“ Gerade in großen Verbraucherländern wie Deutschland komme man ohne fossile Kraftwerke nicht aus. Vattenfall arbeitet mit seiner CCS-Technologie an Kohlekraftwerken, die künftig kein Kohlendioxid mehr ausscheiden sollen.

„Bislang hat Vattenfall vor allem bei uns in Schweden auf den Ausbau erneuerbarer Energien gesetzt, während etwa in Polen und Deutschland ohne moralische Bedenken hauptsächlich in klassische Kohlekraftgewinnung investiert wurde“, sagte Bo Lundgren, Energiesprecher der schwedischen Grünen, dem Tagesspiegel. Nach Konzernangaben stammen insgesamt 27 Prozent der erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen, in Deutschland sind es nicht einmal ein Prozent.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland fordert, Vattenfall müsse nun die Pläne für neue Kohlekraftwerke in Hamburg und im sächsischen Boxberg überdenken. Auch bei der von der Bundesregierung finanzierten Deutschen Energieagentur sieht man Nachholbedarf. „Alle vier großen Energiekonzerne in Deutschland könnten mehr in erneuerbare Energie investieren“, sagte Dena-Geschäftsführer Stephan Kohler. „Für Vattenfall gilt das in besonderem Maße.“ A. Anwar/A. Visser

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