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Der Bundesverband Biogas warnt davor, die bisher diskutierten Koalitionspläne umzusetzen. Dann würden im Jahr höchstens noch drei Anlagen neu gebaut. Union und SPD wollen künftig nur noch Biogasanlagen fördern, die Reststoffe wie Gülle oder andere Abfälle verwerten. Das Foto zeigt eine Biogasanlage der Firma Verbio, die auch Biosprit herstellt.

© dpa

Energiewende: Erneuerbare haben Existenzangst

Branchenvertreter warnen vor Reformen, wie sie Union und SPD in ihrem Koalitionsvertrag diskutieren. Das könnte die gesamte Branche zum Stillstand bringen, fürchten die Verbände.

Die Erneuerbare-Energien-Branche fürchtet einen dramatischen Rückschlag, wenn sich am Vertragsentwurf für die Koalitionsverhandlungen nichts mehr ändert. Am Donnerstag traten drei Fachverbände und der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) gemeinsam auf, um ihre Sorgen vorzutragen.

Besonders beunruhigt ist Horst Seide vom Bundesverband Biogas. Bleibe es dabei, dass nur noch Anlagen gefördert würden, die Reststoffe verwerten, würden „nur noch drei Anlagen im Jahr gebaut“, sagte er. Aktuell seien es etwa 200, es waren aber auch schon mal 1000. Seide appellierte an Union und SPD, das Stromnetz mit Biogasanlagen zu stabilisieren anstatt alte Kohlekraftwerke am Netz zu halten. Allerdings sind es nach Seides Angaben lediglich etwa 100 von rund 7800 Anlagen, die tatsächlich bereits Systemdienstleistungen anbieten und nur dann Strom produzieren, wenn er auch gebraucht wird. Nach Seides Einschätzung "ist die Branche gerade so weit, loszulegen". Die Anfangsschwierigkeiten in diesem Markt seien überwunden. Und mehr Mais brauchten die Anlagen auch nicht mehr. Sie könnten auch Blumen vergähren.

Die Solarbranche, vertreten von Günther Häckl, warb dafür, große Freiflächensolaranlagen wieder in die Förderung aufzunehmen. Die Branche sieht sich durch die beschlossene Obergrenze für den geförderten Ausbau von 5200 Megawatt ohnehin schon ausgebremst. Sylvia Pilarsky-Grosch, Chefin des Bundesverbands Wind, befürchtet, dass die Windenergie an Land „abgewürgt“ werden könnte, wenn die Fördersätze weiter gesenkt und die Betreiber zur Direktvermarktung ihres Stroms gezwungen würden.

Die Windenergie im Meer soll nach Plänen der künftigen Koalitionäre weniger stark ausgebaut werden. Bis 2020 sollen 6500 Megawatt statt 10 000 Megawatt gefördert werden. Allerdings gaben der amtierende Umweltminister Peter Altmaier (CDU) und der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) bekannt, dass die hohe Anfangsförderung für Offshore-Wind um zwei Jahre verlängert werden soll.

Der neue Präsident des BEE, Fritz Brickwedde, warnte ebenfalls vor einem Ausbremsen erneuerbarer Energien. Er warb eindinglich dafür, der Energieeffizienz eine größere Bedeutung beizumessen. Im Zusammenhang mit den Befreiungen energieintensiver Unternehmen von der EEG-Umlage, aus der auch der Ausbau erneuerbarer Energien finanziert wird, sprach sich Brickwedde dafür aus, es nicht bei der Einführung von Energiemanagementsystemen zu belassen. Aus seiner früheren Tätigkeit als Geschäftsführer der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wisse er, dass es gerade bei energieintensiven Unternehmen "große Effizienzpotenziale zu heben gibt". Unternehmen, die von der DBU beraten worden seien, "haben danach im Schnitt 40 Prozent Energie verbraucht", sagte Brickwedde.

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