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Aida vor Anker. Annehmlichkeiten vom Kino bis zum Golfplatz sind heute Standard. Foto: gms

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Wirtschaft: Entenhausen auf hoher See

Kreuzfahrten sind der Renner im Reisemarkt. Weltweit wächst die Hotelschiff-Flotte ungebremst

Düsseldorf - Groß, größer, gigantisch: Die „Allure of the Seas“ ist mit über 360 Metern Länge das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. 6300 Gäste passen in diesen, vor ein paar Wochen in Florida in Dienst gestellten Pott von Royal Caribbean Cruises, dem weltweit zweitgrößten Kreuzfahrtenanbieter. Die Passagiere werden betreut von über 2100 Crew-Mitgliedern. Ihnen stehen mehr als zwei Dutzend Restaurants zur Verfügung, 21 Pools und ein Theater. Entspannen können sie sich im „Central Park“ an Bord mit mehr als 12 000 Pflanzen, auf Surf-Simulatoren oder an Kletterwänden.

Der in Finnland gebaute Kreuzer wird sich nur durch die Karibik bewegen – und trifft dort auf einen nahezu gleich großen Wettbewerber: die auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaute „Disney Dream“. Die Jungfernfahrt ist für Ende Januar geplant. Das dritte Schiff der Disney-Reederei ist für 4000 Passagiere konzipiert – eine Art schwimmendes Entenhausen, mit Pools, die nach Micky Maus und Donald Duck benannt sind. Eine der Attraktionen ist „Aqua-Duck“, eine Wildwasserbahn, die die lieben Kleinen über vier Decks durchs Schiff katapultiert.

Mit jedem Schiffsriesen steigt auch die Zahl der Kabinen, die mit zahlenden Gästen gefüllt werden müssen. Doch das schockt die Branche nicht – weder in Amerika, wo Kreuzfahrten schon länger populär sind, noch in Europa. Die Cruise Lines International Association schätzt, dass die Zahl der Passagiere in diesem Jahr wieder um 6,4 Prozent gestiegen ist.

Fast elf Millionen Kreuzfahrtgäste stammen aus Nordamerika, 3,6 Millionen aus anderen Regionen, vorwiegend Europa. Michael Thamm, Chef des Marktführers Aida Cruises, hat gerade das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte abgeschlossen. Nach 500 000 Passagieren im Krisenjahr 2009 waren es nun fast 100 000 mehr. Mit sechs Schiffen war Aida in das Jahr gestartet. Im Februar kam ein siebtes Schiff hinzu, am 9. April 2011 folgt das achte, mit reichlich Wellnessangeboten und eigener Hausbrauerei.

„Wachstum ohne Ende“ sieht Thamm im deutschsprachigen Markt. Laut einer Studie des Deutschen Reiseverbandes stieg die Zahl der Passagiere schon 2009 über die Millionengrenze. „Wir wecken Sehnsüchte – und irgendwann haben wir die Menschen an Bord“, beschrieb der Aida-Chef kürzlich sein Produkt. Spätestens im Jahr 2015 rechnet er mit zwei Millionen deutschen Kreuzfahrtgästen. Auch Richard Vogel, Chef von Tui Cruises, hält das für realistisch. Mit einem einzigen Schiff, „Mein Schiff“, ging Vogel im Frühjahr an den Start. Tui betreibt das Geschäft mit den großen Schiffen mit den Amerikanern gemeinsam. Auch Tui Cruises expandiert. „Mein Schiff 2“ wird im Mai in Hamburg getauft. Tui-Chef Michael Frenzel spricht von „exzellenten Buchungen“. Während Aida die Idee des Cluburlaubs umsetzt und als Partyziel geschätzt wird, hat sich Tui-Cruises-Chef Vogel die gut situierte Mittelschicht vorgenommen. Er lockt mit Ruhe, Kultur, Sport und reichlich Kulinarik.

Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein in der Branche. Das zeigt der Niedergang der Reederei Peter Deilmann. Nach einem Brand auf der „Deutschland“ mussten viele Reisen abgesagt werden. Das Unternehmen blieb auf Verlusten sitzen und musste sich in die Arme von Aurelius flüchten. Die Mehrheit am ZDF-„Traumschiff“ gehört nun dem Finanzinvestor. Eberhard Krummheuer (HB)

Eberhard Krummheuer (HB)

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