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Blauer Planet, blaue Mappe. Entwicklungsminister Gerd Müller überreicht Kanzlerin Angela Merkel die „Charta“.

© dpa

Entwicklungspolitik: Merkel: Die Deutschen sollen nachhaltiger wirtschaften

Die Kanzlerin fordert ein Umdenken der Gesellschaft zugunsten ärmerer Länder. Sie will die G-7-Präsidentschaft nutzen, um nachhaltiges Handeln voranzutreiben.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat ein Umdenken in den Industriestaaten gefordert, um die Entwicklung armer Länder nicht zu behindern. Sie machte sich damit die zentrale Botschaft der vom Bundesentwicklungsministerium (BMZ) erarbeiteten Zukunftscharta zu eigen, die Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) Merkel am Montag übergab. „Diese Agenda geht uns alle an“, sagte die Kanzlerin. „Je mehr wir zeigen, dass wir unsere Art zu leben ändern, desto besser können wir auch andere auffordern, ihren Beitrag zu leisten.“

Die Charta haben Wissenschaftler, Wirtschaftsvertreter und Bürger gemeinsam erarbeitet

Die Charta war in den vergangenen sechs Monaten unter Beteiligung von Entwicklungsexperten, Wissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern und einfachen Bürgern entstanden, die sich über Internetplattformen sowie bei regionalen Foren einbringen konnten. Die Zukunftscharta stellt besonders die gemeinsame Verantwortung aller Staaten für die Zukunft armer wie reicher Staaten heraus. Regierungen und Bürger in den Industriestaaten werden darin zum fairen Umgang mit Entwicklungsländern aufgefordert, etwa bei internationalen Handelsabkommen, aber auch bei ihren täglichen Konsumentscheidungen. „Nachhaltigkeit muss das Prinzip all unseren Tuns sein“, sagte Müller bei der Übergabe der Charta. Aus Freihandel müsse Fairhandel werden. „Wir, die Reichen in den Scheinwerfern des Lebens, müssen Verantwortung übernehmen, zum Beispiel für die Näherin in Bangladesch, damit sie einen Lohn bekommt, der es ihr ermöglicht, ihre Kinder in die Schule zu schicken.“

Der weltweite Hunger soll bis 2015 um mindestens 50 Prozent zurückgehen

Die Charta wurde auch mit Blick auf die sogenannten Milleniumsentwicklungsziele formuliert, die sich die Internationale Gemeinschaft zur Jahrtausendwende gesetzt hatte. Bis 2015 sollten vor allem extreme Armut und Hunger weltweit um mindestens 50 Prozent gesenkt werden. Doch die Ziele wurden nur teilweise erreicht – ohne die rasante Entwicklung Chinas wären sie sogar deutlich verfehlt worden. Angesichts dieser ernüchternden Bilanz muss nachgesteuert werden. Bis 2030 sollten die Milleniumsziele endgültig erreicht werden, gab Merkel am Montag als neue Marke vor. Müller nannte die Zukunftscharta „ein starkes Signal aus Deutschland“ für die Weiterentwicklung der Entwicklungsziele. „Die Botschaft lautet: Entweder wir gehen alle zusammen unter oder wir schaffen es gemeinsam.“

Die Menschheit braucht 2050 doppelt so viel Energie wie heute

2050 würden 40 Prozent mehr Wasser und 50 Prozent mehr Energie benötigt, um die Menschheit zu versorgen, sagte Müller weiter. „Die Welt braucht daher verbindliche Werte, ein Weltethos für nachhaltiges Handeln.“ Auch Menschenrechte seien kein Privileg der Industrieländer. „Armut-, Kriegs- und Klimaflüchtlinge werden zu uns kommen, wenn wir nichts ändern.“

Microsoft-Gründer Bill Gates lobt das deutsche Engagement

In einer Videobotschaft bezeichnete der Microsoft-Gründer und Milliardär Bill Gates den deutschen Ansatz als beeindruckend. Er appellierte in seiner Nachricht eindringlich an die Weltgemeinschaft, an der Erfüllung der Milleniumsentwicklungsziele weiterzuarbeiten. Deutschland nehme hierbei eine Führungsrolle ein – auch, weil es im kommenden Jahr die Präsidentschaft der sieben führenden Industrienationen (G7) übernehme. Merkel kündigte an, sie wolle die Verbesserung der weltweiten Gesundheitsversorgung zu einem zentralen Thema der deutschen G-7-Präsidentschaft machen.

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