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Wirtschaft: Eon verbrennt keinen Müll mehr Tochterfirma an Finanzinvestor verkauft

Hannover - Eon produziert Strom mit Kohle und Gas, zunehmend mit Wind- und Solarenergie - und einige Jahre lang auch noch mit Kernkraft. Seit Donnerstag zählt eine Energiequelle aber nicht mehr zum Portfolio: Abfall.

Hannover - Eon produziert Strom mit Kohle und Gas, zunehmend mit Wind- und Solarenergie - und einige Jahre lang auch noch mit Kernkraft. Seit Donnerstag zählt eine Energiequelle aber nicht mehr zum Portfolio: Abfall. Eon hat die Mehrheit der Tochter Eon Energy from Waste, die Müllverbrennungsanlagen betreibt, an den Finanzinvestor EQT verkauft und führt die verbliebenen Anteile nur noch als Finanzbeteiligung. Die Transaktion hat laut Branchenkreisen ein Volumen von rund einer Milliarde Euro.

„Ich erhoffe mir vom Eigentümerwechsel einen neuen Schub“, sagte Vorstandschef Carsten Stäblein von EEW – Energy from Waste, wie sich die Firma bald nennen wird – dem „Handelsblatt“. „Wir wollen erstens in Deutschland unsere Position als führender Betreiber von Müllverbrennungsanlagen weiter ausbauen. Zweitens wollen wir im Ausland expandieren.“ Eon habe verständlicherweise in den vergangenen Jahren andere Prioritäten gehabt, sagte Stäblein weiter. Die Tochter sei schon lange nur noch als Randgeschäft geführt worden. EQT habe dagegen signalisiert, „unsere Wachstumspläne zu unterstützen“.

EEW betreibt 16 der rund 100 Müllverbrennungsanlagen in Deutschland. Gemessen an den Kapazitäten hat EEW damit einen Marktanteil von 18 Prozent. Zusätzlich ist EEW in Luxemburg und den Niederlanden tätig. 2012 setzte das Unternehmen 533 Millionen Euro um – zwei Drittel entfallen auf Abfallverbrennung, ein Drittel auf den Verkauf von dabei produziertem Strom, Dampf und Wärme.

Eon wollte eigentlich komplett aussteigen, war im Bieterverfahren mit den gebotenen Preisen aber unzufrieden. Im Herbst entschied sich der Konzern, der reihenweise Randgeschäfte zur Schuldentilgung abgibt, zunächst mit EQT ein Joint-Venture zu gründen, an dem der schwedische Fonds 51 Prozent hält. In wenigen Jahren dürften die Partner dann gemeinsam aussteigen.

In Deutschland erwartet Stäblein eine weitere Konzentration des Marktes – und will davon profitieren: „Ich rechne damit, dass sich weitere Eigentümer aus dem Geschäft zurückziehen werden. Dadurch könnten sich für uns Möglichkeiten für Zukäufe ergeben.“ Der deutsche Markt ist schwierig, denn es gibt Überkapazitäten. 25 Millionen Tonnen Müll stehen Verbrennungskapazitäten von rund 27 Millionen Tonnen gegenüber. Im Vorfeld einer Regelung, die es seit 2005 untersagt, Müll ohne Vorbehandlung auf Deponien zu entsorgen, waren viele Anlagen gebaut worden. Da mit der Bevölkerung jedoch auch die Müllmengen abnehmen und gleichzeitig mehr recycelt wird, sind die Anlagen inzwischen wieder schlecht ausgelastet. In den kommenden Jahren werden zudem in vielen Kommunen Verträge neu ausgeschrieben. Die bisherigen Preise dürften unter Druck geraten.

„Im Ausland gibt es dagegen in einigen Ländern deutliche Unterkapazitäten“, sagte Stäblein. „Am lukrativsten ist derzeit Großbritannien.“ Dort wird noch 50 Prozent des Abfalls deponiert. Die Regierung will aber mehr Müllverbrennungsanlagen und belegt die Deponierung mit einer jährlich steigenden Steuer. Bislang gibt es nur Kapazitäten von fünf bis sechs Millionen Tonnen. Der Bedarf liegt aber bei mehr als 20 Millionen Tonnen. Ein anderer lukrativer Markt ist Polen, wo ebenfalls Müllverbrennungsanlagen geplant werden. Jürgen Flauger (HB)

Jürgen Flauger (HB)

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