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Wirtschaft: Eon will die Gaspreise erhöhen

Energiekonzern verkauft Ruhrgas Industries für 1,5 Milliarden Euro an britische Beteiligungsgesellschaft

München – Der größte Energiekonzern in Deutschland, die Eon AG, will die Preise für Erdgas anheben. Weitere Preisanpassungen für Erdgas würden in Deutschland wegen der „anhaltend steigenden Importpreise“ notwendig, sagte EonEnergie-Chef Johannes Teyssen in München. In den ersten vier Monaten des Jahres hätten die Preise auf dem internationalen Markt um 32 Prozent angezogen. Es sei jedoch keine weitere Erhöhung der Strompreise vorgesehen. Eon Energie, die größte Tochter des Energiekonzerns Eon und im Unternehmen für das Geschäft in Kontinentaleuropa zuständig, kündigte auf ihrer Bilanz-Pressekonferenz zudem an, sie wolle bis zum Jahr 2007 rund 6,8 Milliarden Euro investieren – vor allem in Sachanlagen. Die Muttergesellschaft Eon wiederum teilte am Donnerstag den Verkauf ihrer Tochter Ruhrgas Industries an die Beteiligungsgesellschaft CVC Capital Partners mit.

„Mit dem Verkauf von Ruhrgas Industries haben wir den Umbau von Eon zu einem lupenreinen Energieunternehmen nahezu abgeschlossen", sagte Vorstandschef Wulf Bernotat. Der Verkauf bringt Eon rund 1,5 Milliarden Euro – gut 700 Millionen Euro mehr, als der Konzern zunächst selbst erwartet hatte. Die ohnehin schon volle Kasse des Unternehmens füllt sich weiter. Auf rund 20 Milliarden Euro sind die liquiden Mittel des Unternehmens nach Schätzungen von Sal. Oppenheim mittlerweile geklettert.

Damit steigt der Druck von Investoren, einen Teil der Verkaufserlöse als Sonderausschüttung an die Aktionäre weiterzugeben. „Wir haben dem Eon-Management schon deutlich gesagt, dass wir angesichts der hohen Barbestände gerne eine Sonderausschüttung sehen würden", sagte Fondsmanager Thomas Deser von Union Investment. Auch Harald Sporleder von der Allianztochter Dit erwartet eine Sonderausschüttung, allerdings eine moderate. Schon nach dem Verkauf der Immobiliengesellschaft Viterra hatten in einer Umfrage der Investmentbank ABN Amro unter 32 Finanzinvestoren 85 Prozent der Befragten von Eon gefordert, den Buchgewinn von 2,4 Milliarden Euro auszuschütten. Die Begehrlichkeit der Investoren kommt nicht von ungefähr. Dank der geschickten Verkaufspolitik von Bernotat und seinem Vorgänger Ulrich Hartmann nahm der Konzern in den vergangenen Jahren rund 55 Milliarden Euro ein. In großem Stil hat sich Eon von Randbeteiligungen getrennt – und die Verkaufspreise übertrafen meist die Erwartungen. Hartmann verkaufte etwa Viag Interkom und E-Plus, als für Telekomfirmen noch Höchstpreise bezahlt wurden. Bernotat erzielte jüngst für Viterra rund sieben Milliarden Euro – deutlich mehr als vom Markt erwartet.

Bernotat hat zwar schon im Frühjahr angekündigt, den Erlös aus dem geplanten Verkauf des Degussa-Pakets auszuschütten. Weitere Zahlungen schließt er aber bisher kategorisch aus. Die Erlöse sollen ins Kerngeschäft mit Gas und Strom investiert werden. Mit massiven Zukäufen hat Eon diese Bereiche schon ausgebaut. Über 44 Milliarden Euro investierte der Konzern in den vergangenen drei Jahren, kaufte unter anderem Deutschlands größte Gasgesellschaft Ruhrgas, den britischen Versorger Powergen und zahlreiche Beteiligungen in Osteuropa. Nun will die Konzernführung vor allem das Geschäft im Ausland weiter ausbauen. Eon werde sich insbesondere in Osteuropa jede Gelegenheit anschauen, um noch Lücken zu schließen, sagte Johannes Teyssen.

Spektakuläre Großübernahmen sind dabei eher unwahrscheinlich. Zwar wird Eon immer wieder mit potenziellen Verkaufskandidaten in Verbindung gebracht – zuletzt mit Scottish Power. Doch Bernotat habe Angst, im Fall milliardenträchtiger Akquisitionen vom Kapitalmarkt abgestraft zu werden, heißt es in Eon-nahen Kreisen. Außerdem benötigt Eon viel Geld für Investitionen und die Sicherung seines Energiebezugs. In Russland verhandelt Bernotat nach wie vor über eine Beteiligung an einem Gasfeld. Im Iran prüft er den Einstieg in die Produktion von verflüssigtem Erdgas – ein weltweit kräftig wachsendes Geschäft.

Auch in Deutschland sei nun mit der Einigung auf ein neues Energiewirtschaftsgesetz der Weg für neue Investitionen frei, so Teyssen: „Die Politik hat Mut bewiesen, jetzt ist es Zeit, den Hebel umzulegen." Im bayerischen Irsching etwa will Eon Energie ein 800 Megawatt (MW) starkes Gas- und Dampfturbinenkraftwerk bauen. Und im Ruhrgebiet am Standort Datteln soll bis 2011 ein 1000 MW großes Steinkohlekraftwerk ans Netz gehen. dpa/juf/mm/jsn/HB

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