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Wirtschaft: Erdöl-Preise: Eine dritte Ölkrise ist nicht in Sicht

Die Märkte für Heizöl und Gas werden sich nach Meinung des Mineralölwirtschafts-Verbandes zum Winter beruhigen. Experten rechnen nicht mit einer weiteren Verteuerung bei Erdöl, die steigende Heizölpreise und verzögert auch höhere Gaspreise zur Folge hätte.

Die Märkte für Heizöl und Gas werden sich nach Meinung des Mineralölwirtschafts-Verbandes zum Winter beruhigen. Experten rechnen nicht mit einer weiteren Verteuerung bei Erdöl, die steigende Heizölpreise und verzögert auch höhere Gaspreise zur Folge hätte. Denn sie gehen davon aus, dass die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) bei ihrer nächsten Sitzung am 10. September ein positives Signal an die Märkte senden wird.

Peter Schlüter, Geschäftsführer des Mineralölwirtschafts-Verbandes, geht davon aus, dass sich die elf Mitglieder der Opec an die Vereinbarung halten werden, die sie Ende März in Wien getroffen haben. Seitdem darf ein Barrel (159 Liter) Opec-Öl den Preis-Korridor zwischen 22 und 28 Dollar nicht länger als 20 Tage verlassen. Falls doch, wollen die Opec-Länder ihre Förderquote erhöhen. Bleiben die Ölpreise weiterhin so hoch wie heute, müssen die Opec-Staaten schon wegen dieser Vereinbarung am 10. September eine höhere Förderquote beschließen. Allerdings geht auch in diesem Falle niemand davon aus, dass der Preis für Erdöl in den nächsten Monaten deutlich sinken wird.

Derzeit kostet ein Barrel Rohöl der Marke Brent um die 31 Dollar. Das liegt nicht nur an der Disziplin innerhalb der Opec. Die Vorräte in den Öltanks sind weltweit sehr niedrig, viele Industrieländer fragen jetzt Heizöl für den Winter nach. Entscheidend für die kurzfristige Entwicklung des Ölpreises ist nach Meinung von Marktbeobachtern aber nicht, wieviel Öl die Opec zusätzlich anzubieten gedenkt. "Wesentlich ist vielmehr ein psychologisches Element", sagt Julian Lee, Ölexperte des Center of Global Energy Studies in London. "Die Opec muss signalisieren, dass sie mehr Öl anbieten will." Denn der Ölpreis sei zur Zeit auch wegen der Nervosität an den Märkten so hoch. So ist nach Informationen der Internationalen Energie Agentur das Weltangebot auf dem Ölmarkt nicht so knapp, wie es der Ölpreis glauben macht. Eine Ölkrise wie in den 70er Jahren schließen die befragten Marktbeobachter schon deswegen aus.

Seit März 1999 hat sich der Preis für Rohöl verdreifacht und damit - zusammen mit der von acht auf zwölf Pfennig erhöhten Mineralölsteuer - die Heizölpreise nach oben getrieben. Deutsches Heizöl kostet nach Angaben des Erdöl-Energie-Informationsdienstes (EID) heute im Schnitt über 90 Pfennig pro Liter, fast dreimal so viel wie noch im März 1999. Innerhalb eines Jahres ist auch der Gaspreis für Haushaltskunden um rund 30 Prozent gestiegen. Der Preis wird nach Angaben des EID im Herbst noch um weitere zehn Prozent steigen. Das allerdings ist noch eine Folge der bisherigen Ölpreis-Anstiegs. Denn beim Abschluss von Lieferverträgen richten sich die Gashändler nach dem Ölpreis. Dabei schlagen die aktuellen Ölpreise oft mit einer bis zu halbjährigen Verzögerung auf den Preis für Gas durch. Zudem entspricht nach einer Faustregel eine Erhöhung des Rohölpreises um einen Dollar je Liter einer direkten Steigerung des Heizöl-Preises um 1,2 Pfennig je Liter. Für die deutschen Verbraucher sind die hohen Ölpreise ein großes Problem: Viele haben seit Januar vergangenen Jahres ihre Heizöl-Tanks nicht mehr gefüllt in der vergeblichen Hoffnung, dass die Preise für Heizöl wieder sinken würden. Das ist bis zum Frühling 2000 aber nicht zu erwarten. Auch in den USA sind die Lagerbestände niedrig.

val

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