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Ermittlungen: Fleischskandal mit internationer Dimension

Zu Lebensmitteln verarbeitete Schlachtabfälle sollen von Bayern aus europaweit verschoben worden sein. Nun ist eine Rückholaktion der betroffenen Lebensmittel geplant - wenn die Produkte identifiziert werden können.

München/Memmingen - Das Zollkriminalamt in Köln bestätigte am Donnerstag, es sei wegen grenzüberschreitender Aktionen der Verdächtigten über die Zollfahndung Lindau eingeschaltet worden. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Memmingen soll ein bayerischer Geschäftsmann tonnenweise Schlachtabfälle zu «Waren für den menschlichen Verzehr» umdeklariert haben.

Bayerns Umweltminister Werner Schnappauf (CSU) sprach am Donnerstag von «Ekel erregendem Dreckszeug». Ein Gesundheitsgefährdung bestehe aber nicht, da die in Lebensmittel gelangten Abfälle hoch erhitzt verarbeitet worden seien. Die Schlachtreste hätten nur zu Hunde- oder Katzenfutter verarbeitet werden dürfen, nicht zu Lebensmitteln wie beispielsweise Gelatine oder Futter für Hühner oder Schweine. Bayern plant eine Rückholaktion betroffener Lebensmittel aus dem Handel, wenn die Produkte identifiziert werden können.

Nach Angaben des Magazins «Stern» wird gegen einen Importeur aus Deggendorf in Niederbayern und dessen Mutterfirma im schwäbischen Illertissen ermittelt. Ladungen von Schlachtabfällen sollen zwischen Deutschland, Italien, der Schweiz, Österreich und Frankreich in den Lebensmittelsektor verschoben worden sein. Die Staatsanwaltschaft Memmingen erklärte, man befinde sich noch am Anfang der Ermittlungen. Bei Durchsuchungsaktionen sei Material sichergestellt worden, das noch ausgewertet werde.

Bei einem der Verdächtigen soll es sich nach Magazin-Angaben um einen Unternehmer handeln, der bereits 2003 wegen Fleischbetrügereien zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden sein soll. Die verdächtige Firma habe keine Genehmigung gehabt, mit Lebensmitteln zu handeln. Nach «Stern»-Angaben hatten zwei deutsche Hersteller den verdächtigen Unternehmer weggeschickt, weil sie in den angelieferten Schlachtresten fremde Sachen wie Handschuhe, Steine oder andere schmutzige Gegenstände gefunden hätten. (tso/dpa)

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