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Gut sortiert? Die Deutsche Post will „mit Qualität dagegenhalten“. Foto: Reuters

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Deutsche Post: Erneute Portoerhöhung bringt Firmenkunden in Rage

Nur zwölf Monate nach der letzten Preisanhebung geht es mit dem Porto abermals bergauf — von 58 auf 60 Cent für den Standardbrief. Gleich mehrere Großunternehmen planen deswegen, den Versand an Wettbewerber zu übertragen

Die zum Jahreswechsel geplante Portoerhöhung wird für die Deutsche Post womöglich zum Rohrkrepierer. Gleich mehrere Großunternehmen planen bereits jetzt, den Briefversand an Wettbewerber zu übertragen – allen voran an TNT Post. Wie das „Handelsblatt“ erfuhr, zählt zu ihnen ein großer deutscher Mobilfunkanbieter mit rund 20 Millionen Kunden, der seinen Namen noch nicht öffentlich nennen will. Auch der Post-Großkunde Commerzbank arbeitet daran, dem Bonner Konzern den Rücken zu kehren. Dort laufen, wie die Bank bestätigt, Testläufe mit Konkurrenten.

Preistreiberei beim Porto

Die Preistreiberei beim Porto bringt viele Firmenkunden in Rage. Mitte November hatte die Post eine Portoerhöhung bei der Bundesnetzagentur beantragt und am vergangenen Montag die Bewilligung erhalten. Nur zwölf Monate nach der letzten Preisanhebung geht es folglich mit dem Porto abermals bergauf — von 58 auf 60 Cent für den Standardbrief. „Für viele ist damit die Schmerzgrenze überschritten“, berichtet Ekkehard Hahn. Hahns Frankfurter Firma Mail Professionals betreibt für zahlreiche Unternehmen deren hausinterne Poststellen und steht deshalb in engem Kontakt zu Massenversendern. „Großabnehmer erhalten bislang bei der Post einen Mengenrabatt von 35 bis 37 Prozent“, berichtet er. Für die Portoerhöhung aber gebe es keinen zusätzlichen Preisausgleich, die Unternehmen müssten die Kostensteigerung daher mittragen.

Schon bei der jüngsten Preisanhebung um drei Cent, die sich die Post zum Beginn des Jahres 2013 genehmigen ließ, verloren die Bonner einige Großkunden. Nach dem Vorbild des Versicherungsriesen Ergo wechselte vor einem Jahr die Stadt Essen zu TNT Post. Inzwischen lassen zudem ehemalige Post-Großkunden wie der Sparkassen-Fondsanbieter Deka oder der Autozulieferer Johnson Controls ihre Briefsendungen über den Post-Konkurrenten verteilen.

Abwanderungen im Paketgeschäft

Setzt sich bei der Deutschen Post der Großkunden-Exodus fort, steht ein ambitioniertes Ziel von Vorstandschef Frank Appel auf der Kippe: Langfristig will der Post-Chef das Betriebsergebnis aus der Briefsparte, die dieses Jahr mit 1,2 Milliarden Euro fast ein Drittel zum Konzernergebnis beisteuern wird, oberhalb der Marke von einer Milliarde Euro stabilisieren – trotz zunehmender E-Mail-Nutzung. „Mit der Portoerhöhung hat er sich nun womöglich einen Bärendienst erwiesen“, glaubt Logistikexperte Hahn.

Abwandern von der Deutschen Post könnten nun sogar Kunden aus dem Paketgeschäft. Denn eine Portoerhöhung, wie von der Post geplant, hält Hahn, der beim Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik eine Preisdokumentationsstelle eingerichtet hat, unter den Zustellern für kaum durchsetzbar. „Fast alle Transporteure bieten ihren Großkunden Kampfpreise“, sagt er, „viele schon ab 2,50 Euro fürs Paket“. Wer da nach oben ausschert, riskiere einen Einbruch bei der Kundenzahl. Ein Post-Sprecher kontert: „Wir werden mit unserer hervorragenden Qualität dagegenhalten.“

Trotzdem wird es für Post-Chef Appel schwer, im kommenden Jahr zu glänzen. 2013 nämlich werten Branchenexperten als Ausnahmejahr im Briefgeschäft. Grund waren die Bundestagswahlen, die den Zustellern 60 Millionen zusätzliche Sendungen bescherten, und mehr noch die Umstellung des Zahlungsverkehrs auf das Sepa-Verfahren. Die entsprechenden Mitteilungen der Unternehmen an ihre Kunden brachten den Briefträgern zusätzlich 200 Millionen Zustellungen – ein Riesengeschäft, das sich 2014 nicht wiederholt.

Christoph Schlautmann

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