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© dpa

Militär-Airbus: Erst abspecken, dann abheben

Die Politik und EADS stehen kurz vor einer Einigung im Streit um den Transporter A 400 M.

Berlin - Nach Monaten des Streits und zuletzt intensiver Verhandlungen über die Finanzierung des Militärtransporters Airbus A 400 M stehen Industrie und die Regierungen der Kundenstaaten kurz vor einer Einigung. Damit könnte das Projekt, das vor 18 Jahren mit der Gründung eines europäischen Konsortiums begann, nun in die Serienfertigung übergehen. Die Arbeitsplätze von rund 20 000 Menschen, die europaweit mit Entwicklung und Bau der ersten Testmaschinen beschäftigt sind, wären vorerst gesichert.

Am Dienstag teilte das Bundesverteidigungsministerium mit, dass die sieben Staaten, die ursprünglich 180 Exemplare des Flugzeuges bestellt hatten, dem Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ein gemeinsam abgestimmtes Angebot vorgelegt haben: Demnach sind die Regierungen offenbar bereit, 3,5 der mittlerweile auf zuletzt 7,2 Milliarden Euro bezifferten Mehrkosten der Entwicklung und Produktion zu tragen. Zusätzlich zu einer Nachzahlung in Höhe von zwei Milliarden Euro, könnten 1,5 Milliarden in Form von Kreditbürgschaften vergeben werden. „Wir haben das Schreiben abgeschickt und erwarten jetzt zügig eine Antwort der Industrie“, sagte ein Sprecher des Ministeriums dieser Zeitung.

Bei EADS bestätigte man den Eingang des Angebotes und sagte eine „umgehende Prüfung“ zu. In Verhandlungskreisen wurde damit gerechnet, dass EADS womöglich schon am heutigen Mittwoch eine offizielle Bewertung abgeben könnte. EADS-Chef Louis Gallois und Airbus-Chef Tom Enders hatten in den vergangenen Wochen mehrfach persönlich mit Verteidigungsstaatssekretären verhandelt. Insofern ist allen Beteiligten schon klar, worum es geht. Insgesamt ist zu erwarten, dass EADS das Angebot zumindest im Grundsatz annimmt, wenngleich sich das Projekt für die Tochtergesellschaft Airbus mittlerweile zum Zuschussgeschäft entwickelt hat.

Doch auch die Käuferstaaten, darunter Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien, mussten Kompromisse eingehen, die über die Teilfinanzierung der Mehrkosten hinausgehen. So war die Auslieferung der ersten Transporter dieses Typs schon vor mehr als drei Jahren angekündigt worden. Die Militärs der Länder wollen mit der A 400 M die altersschwachen Transall-Maschinen ablösen. Als ein Problem bei der Entwicklung des Flugzeuges gilt, dass fast jedes Land ganz spezielle technische Wünsche äußerte, die Airbus offenbar bis heute nicht komplett umsetzten kann.

Auch dafür zeichnet sich jetzt eine Lösung ab. So berichtete die „Financial Times Deutschland“, dass Airbus jetzt eine „abgespeckte“ Basisversion des Fliegers ausliefern will, den man im Anschluss mit militärischen Sonderlösungen nachrüsten könne. Möglich wäre sogar, dass der A 400 M zunächst als ziviles Flugzeug zugelassen wird und erst dann mit einer speziellen militärischen Genehmigung in Einsatzgebiete fliegt. Das Verteidigungsministerium mochte das nicht bestätigen.

Die Bundesregierung, die mit 60 Bestellungen die gewichtigste Auftraggeberin ist, hatte in den Verhandlungen der vergangenen Wochen eine besonders harte Position eingenommen. Frankreich war dagegen eher bereit, noch weiter auf Airbus zuzugehen. Auch Spanien soll sich relativ milde gegeben haben, da der Airbus-Militärflieger im andalusischen Sevilla endmontiert wird.

Als Nicht-EU-Staat unter den Bestellern saß bei den Verhandlungen der Nato-Partner Türkei mit am Tisch. Auch die Regierungen Südafrikas und Chiles hatten einst acht beziehungsweise drei A 400 M bestellt, zogen sich später aber wieder zurück. Als letztes nichteuropäisches Land steht noch Malaysia auf der Bestellerliste. Trotz der entscheidenden Fortschritte, ist das Geschäft formal noch nicht ganz unter Dach und Fach: In einigen Ländern, darunter auch in Deutschland, müssen die Parlamente die zusätzlichen Ausgaben noch absegnen.

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