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Wirtschaft: Ethische Fonds: Nachhaltigkeitsfonds liegen im Trend

Eine Kinderhand greift nach einem silbernen Ei, das ihm die Hand eines Erwachsenen behutsam hinhält. Das Bild symbolisiert, dass etwas Wertvolles und zugleich Zerbrechliches an die nachfolgende Generation weitergegeben wird.

Eine Kinderhand greift nach einem silbernen Ei, das ihm die Hand eines Erwachsenen behutsam hinhält. Das Bild symbolisiert, dass etwas Wertvolles und zugleich Zerbrechliches an die nachfolgende Generation weitergegeben wird. Zu sehen ist es auf dem Verkaufsprospekt eines Investment-Fonds, der sozialen und ökologischen Kriterien verpflichtet ist. Inzwischen werden an deutschen Bankschaltern 21 solcher Nachhaltigkeits- oder Ethikfonds verkauft. "Grünes Geld liegt im Trend", meint Robert Haßler von der Münchner Rating-Agentur "oekom research". Angesichts des wachsenden Bewusstseins für ethische und ökologische Probleme sieht der Analyst ein "riesiges Nachfrage-Potential".

In Deutschland machte das Vermögen der Nachhaltigkeitsfonds im vergangenen Jahr zwar nur 0,4 Prozent am Gesamtfondsvermögen aus. Doch ist der Mittelzufluss beachtlich. Waren es 1998 erst 37 Millionen Mark, so sind 2000 bereits mehr als 1,3 Millionen in derartige Produkte geflossen.

Die Durchschnittsperformance lag bei stattlichen 24 Prozent. Das rührte zum einen daher, dass die ethischen Fonds vom Einbruch des überhitzten Neuen Marktes verschont blieben. "Zum anderen stellten sie mit ihrer Ausrichtung auf erneuerbare Energien eine lukrative Alternative zum teurer gewordenen Öl dar", erklärt Stefan Rostock vom Forschungsinstitut Germanwatch in Bonn. Hinzu komme, dass mit der Umwelttechnik und der Biolandwirtschaft einige Boombranchen vertreten gewesen seien.

Wer als Anleger sein Geld in einen ethischen Fonds stecken möchte, sollte jedoch darauf achten, dass sich die Auswahlkriterien erheblich unterscheiden. Die reinen Öko-Fonds, die mit dem Geld ihrer Kunden ausschließlich Anteile klassischer Umweltunternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien und der Abfallvermeidung erwerben, sind die Ausnahme. Favorisiert wird neuerdings der so genannte Best-of-class-Ansatz: Der Fonds-Manager pickt sich aus verschiedenen Branchen die "Öko-Leader" heraus. Das sind Unternehmen, die relativ zu den Konkurrenten am Ökologischsten und sozial verantwortlichsten wirtschaften. Ausdrücklich ausgeschlossen sind Rüstung, Kernenergie und Gentechnik. So gehören die Ölkonzerne BP Amoco und Royal Dutch Petroleum zu den zehn größten Positionen des Crédit-Suisse-Fonds "Global Sustainability" (WKN 974 278). Die Aufnahme in den Fonds verdanken beide Gesellschaften dem Umstand, dass sie ihre Tanker mit doppelten Wänden ausstatten statt mit einfachen wie die Konkurrenz. Trotz möglicher Gesundheitsschäden durch die Handy-Strahlung ist auch Nokia vertreten. Der Viagra-Hersteller Pfizer bildet derzeit mit 4,6 Prozent sogar den größten Einzelposten im Fondsvermögen.

Eine jeweils eigene Mischung aus "Öko-Leadern" und ökologisch innovativen Unternehmen - "Öko-Pioneers" - bieten der ÖkoLux-Fonds der SEB (WKN 971 898), der Fonds OekoSar Portfolio (WKN 973 502) der Bank Sarasin und der UBS Lux Equity Fund - Eco Performance (WKN 987 076).

Durch die im einzelnen verschiedenen Maßstäbe, die die Fonds-Manager anlegen, herrscht auf dem Markt eine gewisse Verworrenheit. Für den grünen Bundestagsabgeordneten Reinhard Loske ist das nicht weiter schlimm. "Wir vertrauen auf die Selbstorganisation des Systems", sagte er kürzlich auf einer Veranstaltung des "Forums nachhaltige Geldanlagen" über die ethisch-ökologische Berichtspflicht. Loske erwartet, dass sich in den kommenden Jahren klare Kriterien für nachhaltiges Investment herauskristallisieren werden.

Solange ist der mündige Anleger gefragt. "Ehe man einen Fonds kauft, müsste man sich im Grunde die gesamte Fondsstruktur anschauen", meint Rainer Zuppe von der Stiftung Warentest. Der Fonds-Experte rät, auf bestimmte Qualitätskriterien zu achten. Dazu gehören ein aussagekräftiger Rechenschaftsbericht und ein unabhängiger Beirat, der die Anlage-Entscheidungen überwacht.

Zuppe weist jedoch darauf hin, dass es selbst für Analysten nicht immer einfach ist zu entscheiden, ob ein Unternehmen strenge ethische Kriterien erfüllt. Wie verfährt man mit einem Produzent von Küchengeschirr, der fünf Prozent seines Umsatzes mit dem Militär macht? Ein solcher Grenzfall sei auch Siemens, merkt Andreas Fink vom Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften an: "Der Münchner Elektronik-Konzern engagiert sich gleichermaßen in der Solarzellenproduktion wie beim Bau von Kernkraftwerken." Wegen derartiger Schwierigkeiten ist man bei vielen Investment-Gesellschaften zurückhaltend. Die DWS Investment hat keinen reinen Ethikfonds im Angebot: "Wir könnten es doch keinem Anleger recht machen", glauben die Frankfurter.

Daniel D. Eckert

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