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Wirtschaft: Ethisches Investment: Satte Renditen mit gutem Gewissen

Sie könnten an der Börse bei einzelnen Aktien durchaus für Bewegung sorgen. Schließlich sind die Kirchen, Diözesen und die allein 320 katholischen Ordensgemeinschaften in Deutschland alles andere als arm.

Sie könnten an der Börse bei einzelnen Aktien durchaus für Bewegung sorgen. Schließlich sind die Kirchen, Diözesen und die allein 320 katholischen Ordensgemeinschaften in Deutschland alles andere als arm. Manche Orden verfügen über Depots mit einem Volumen von bis zu 40 Millionen Mark. Insgesamt vermuten Experten einen zweistelligen Milliardenbetrag bei kirchlichen Anlegern. Zehn dieser Anleger haben sich jetzt zur Investorengemeinschaft Corporate Responsibility Investment Partners (CRIP) zusammengeschlossen, darunter die Thüringische Provinz der Franziskaner und mit der Diözese Enugu aus Nigeria sogar eine ausländische Gruppe.

Der Frankfurter Moraltheologe Johannes Hoffmann und Professor Gerhard Scherhorn vom Wuppertal Institut haben damit ein wichtiges Ziel ihres gut siebenjährigen Engagement für ein ethisch-ökologisch Rating erreicht. "Was soll der private Ableger über ethisches Investment denken, wenn sogar die kirchlichen Anleger nur auf Rendite setzen", sagte Scherhorn zur Motivation dieser bislang einmaligen Investorengemeinschaft.

Über 100 Vertreter von Orden, Landeskirchen, Diözesen, von kirchlichen Hilfswerken und von Ordensgemeinschaften haben sich in den vergangenen beiden Tagen in Frankfurt über Hintergründe und Ziele von CRIP und über das vom Hoffmanns Arbeitsgruppe an der Uni Frankfurt und der Münchener Oekom Research AG entwickelten ethisch-ökologischen Rating informiert. Über 170 Unternehmen aus sechs Industrie- und Dienstleistungsbranchen wurden seit Jahresanfang nach ökologischen, sozialen und kulturellen Kritieren untersucht. Aufgrund dieser Ergebnisse haben mehrere meist katholische Ordensgemeinschaften ihre Portfolios untersuchen lassen - und manchen Wert aussortiert oder hinzugenommen.

"Es geht uns um die Verantwortung der Unternehmen für die Umwelt, für den Menschen und für die Gesellschaft", umschreibt Hoffmann das Engagement, das seit Beginn auch von vielen Bankern unterstützt wurde. Die Unternehmen werden auf Umwelt-, Sozial- und Kulturverträglichkeit untersucht. Hinter den beiden letztgenannten Begriffen verbergen sich etwa Fragen der Arbeitsbedingungen wie Arbeitszeiten oder Kinderarbeit, mögliche Korruption oder das gezielte Unterlaufen von üblichen Standards durch die Produktion im Ausland. Am Ende des Ratings stehen die Noten "A" bis "D". "A+" steht für ökologisch-ethisch "saubere" Firmen, "D-" für Unternehmen, die nicht einmal im Ansatz diesen Kriterien genügen. Nicht alle Unternehmen wollten sich der Untersuchung von Oekom Research unterziehen. Dresdner Bank, Helaba oder WestLB winkten genauso ab wie überraschenderweise fast alle deutschen Kirchenbanken.

Am Ende wurde bei den Alternativbanken die Ökobank mit "A" als bestes Unternehmen bewertet. Bei den Großbanken kam die schweizerische UBS als beste auf "C+", während sich die Commerzbank mit "C", die Deutsche Bank mit "C-" zufrieden geben mussten. Weniger gute Noten bekamen Ölgesellschaften.

Die Untersuchung hat Hoffmann zufolge ein Vorurteil widerlegt: Dass die ethisch-ökologische Geldanlage weniger Rendite abwirft als ein "normales" Investment. "Es gibt keinen Verzicht auf Rendite. Das Rating zeigt, dass öko- und ethisch-aktive Unternehmen eine bessere Performance zeigen, als Firmen, die wenig oder nichts tun." Bezogen auf 161 Firmen aus elf Branchen sind die Kurse der ethisch-ökologisch korrekt eingestuften Unternehmen seit 1997 im Schnitt um 280 Prozent, die der anderen Firmen um weniger als 200 Prozent gestiegen.

ro

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