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Wirtschaft: Euro: Amerika schwächt die europäische Gemeinschaftswährung

Eine wirkliche Überraschung war es nicht. Kaum hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Zinsen erhöht, ging der Euro nach einer kurzen Erholungsphase weiter in die Knie.

Eine wirkliche Überraschung war es nicht. Kaum hatte die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Zinsen erhöht, ging der Euro nach einer kurzen Erholungsphase weiter in die Knie. Die Marke von 0,89 Dollar wurde nach unten durchbrochen und auch zum Wochenschluss erreichte die Europäische Gemeinschaftswährung nur einen Referenzkurs von 0,8902 US-Dollar. Es bleibt dabei: Die EZB allein kann dem Euro nicht helfen, und die großen Anleger haben derzeit kaum Interesse in den Euro einzusteigen. Für Geldhändler steht damit fest: Der Euro wird weiter verlieren. Bei 0,85 Dollar sehen viele die nächste Grenze.

Die Europäische Zentralbank steckt in der Klemme. Das Zinsniveau in den USA und die immer noch auf höheren Touren laufende amerikanische Konjunktur lassen keinen Befreiungsschlag der europäischen Währungshüter zu. Erst wenn die amerikanische Konjunktur an Schwung verliert, könnte es zu einer Trendumkehr zu Gunsten des Euro kommen.

Volkswirte wie etwa Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank sind optimistisch. Bis Jahresende schon schließen sie die Parität zum Dollar nicht aus. Zumindest für Beckmann ist die Entwicklung nur noch schwer nach zu vollziehen. Er verweist auf das starke Wachstum in Euroland, auf die in Angriff genommenen Reformen und auf die deutlich sichtbare Sanierung der Staatsfinanzen. "Die Trends sind super", sagt der Experte. Devisenhändler in Frankfurt freilich sehen das ganz anders. Die Kunden hätten kaum Interesse am Euro, die Skepsis sei groß. "Der Beitritt Griechenlands und die Osterweiterung der EU wird das Vertrauen kaum befördern", sagt einer. Fakt ist, dass in den ersten Monaten dieses Jahres netto 74,5 Milliarden Euro für Direktinvestitionen und Wertpapierkäufe aus Euroland abgeflossen sind, wie die EZB in ihrem jüngsten Monatsbericht einräumte. Auch die asiatischen Notenbanken zeigen eine deutliche Zurückhaltung, wenn es um den Euro geht.

In Frankfurt versucht man derzeit, den Euro wenigstens in den Köpfen der Europäer positiv zu verankern. Rund 1000 von Kindern und Künstlern aus ganz Euroland bemalte zwei Meter hohe Euros aus Polyester, werden unter dem Motto "Euro-Welt" in der Main-Metropole bis zum 15. Oktober präsentiert. Sie können in dieser Zeit im Internet ersteigert werden. Die schönsten 100 "Euros" werden von einer Jury prämiert und am 16. Oktober in der Frankfurter Messehalle vom Auktionshaus Christies versteigert. Der Erlös wird zu Gunsten von krebskranken Kindern verwendet. Anschließend sollen die "Münzen" dann auf die Reise durch ganz Europa gehen.

Werbung für den Euro tut derweil in Dänemark Not. Bei der Volksabstimmung um die Einführung des Euro in Dänemark am 28. September zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab: Zwei am Freitag veröffentlichte Umfragen zeigten einmal eine knappe Ablehnung und einmal eine Mehrheit der Bevölkerung zu dem Vorhaben. Den Ausschlag bei dem Referendum könnten damit die noch Unentschlossenen geben. Nach einer neuen Umfrage des Verbandes der dänischen Gemeinden wird der Übergang zum Euro das Land mindestens 15 Milliarden Kronen (gut 3,9 Milliarden Mark) kosten.

ro

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