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Wirtschaft: Euro-Countdown: noch 27 Wochen: Warteschlangen in den Bankfilialen

"Der Countdown läuft - der Euro kommt." Bis zum Jahreswechsel werden wir in einer Serie jeweils am Sonnabend mit Berichten Reportagen, Interviews und Standpunkten verschiedene Aspekte der Euro-Bargeldeinführung beleuchten.

"Der Countdown läuft - der Euro kommt." Bis zum Jahreswechsel werden wir in einer Serie jeweils am Sonnabend mit Berichten Reportagen, Interviews und Standpunkten verschiedene Aspekte der Euro-Bargeldeinführung beleuchten.

Spätestens, wenn die Bundesbürger das neue Geld in den Händen halten, wird ihre Zustimmung auch steigen. Bundesfinanzminister Hans Eichel und Bundesbankpräsident Ernst Welteke greifen gerne auf diesen Hinweis zurück, wenn sie auf den schwachen Außenwert und die derzeit immer noch geringe Begeisterung der Deutschen für den Euro hinweisen. Allerdings wird es noch eine Weile dauern, bis sie die Euro-Banknoten und die Euro-Münzen wirklich im Portemonnaie haben.

Immerhin: Es wird schon vor der offiziellen Einführung des neuen Geldes am 1. Januar 2002 so weit sein. Ab 17. Dezember können sich die Bundesbürger bei Banken und Sparkassen die sogenannten Euro-Starterkits oder auch Euro-Münz-Haushaltsmischungen abholen. Jeweils 20 Euro und Cent-Münzen im Wert von 10,23 Euro sind in den Beuteln verpackt, die in 53,5 Millionen Exemplaren bereitliegen werden. Gebührenfrei und damit für den Gegenwert von 20 Mark darf ein Starterkit mitgenommen werden. Zwar können die Bundesbürger dann noch nicht mit dem Geld bezahlen, aber sie können sich zumindest schon einmal mit den neuen Euro-Münzen vertraut machen.

Ab 1. Januar, wenn der Euro gesetzliches Zahlungsmittel wird, gibt es dann auch die Euro-Scheine. Sie werden vor allem über Geldausgabe-Automaten in Umlauf gebracht. Wer das Geld am Automaten der eigenen Bank oder Institutsgruppe zieht, zahlt keine Gebühren. Wenn nicht, werden derzeit fünf Mark fällig und ab Anfang 2002 ein entsprechender Betrag in Euro. Mit D-Mark kann noch bis Ende Februar 2002 bezahlt werden. Über den Handel werden dann die Euro-Münzen ausgegeben - als Wechselgeld: Wer zum Beispiel 15,99 Mark bezahlen muss und einen 20 D-Mark-Schein hinlegt, bekommt nicht 4,01 Mark zurück, sondern 2,05 Euro Wechselgeld.

Haushaltsübliche Mengen ohne Gebühr

Natürlich werden Banken und Sparkassen in ihren Filialen D-Mark auch gegen Euro tauschen. Gebührenfrei, versichern die Institute, zumindest für die eigenen Kunden, und solange es um "haushaltsübliche" Mengen geht. Diese Regelung soll bis Ende Februar gelten. Nach Berechnung von Experten werden die Deutschen 122 Milliarden Mark bar in Euro umtauschen, allein 36,5 Milliarden Mark in der ersten Januarwoche. Bei der Bundesbank erwartet man, dass 70 Prozent des D-Mark-Bargelds bis zum 10. Januar 2002 zurückgeflossen sein werden.

Thomas Bieler, Banken- und Euro-Experte bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, hält es zwar für gesichert, dass die Geldhäuser für den Umtausch keine Gebühren nehmen. Aber er fordert klare Aussagen darüber, was "haushaltsübliche Mengen" sind und wie denn Fremdkunden in den Instituten behandelt werden. Bislang haben lediglich die Commerzbank und die Deutsche Bank 24 klare Aussagen darüber getroffen. "Haushaltsüblich sind für uns 1000 Mark in Scheinen und 20 Mark in Münzen", sagt Commerzbank-Sprecher Peter Pietsch. "Bei uns ist der Bank-Bargeld-Umtausch für Kunden unabhängig von der Höhe gebührenfrei", versichert Klaus Winker, Pressesprecher der Deutschen Bank 24.

Andere drücken sich um konkrete Angaben und bringen willkürliche Beispiele, was denn nicht haushaltsüblich ist. "Ein Koffer mit Ein-Pfennig-Münzen geht natürlich nicht", heißt es beim Bundesverband der Volks-und Raiffeisenbanken. "Eine Schubkarre voll Geld ist selbstverständlich nicht haushaltsüblich", sagt Pressesprecher Stefan Marotzke vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Fest steht jedenfalls: Der Begriff "haushaltsüblich" ist genauso wenig geregelt wie die Frage, was von Fremdkunden verlangt werden darf. Möglicherweise wird sich dies am heutigen Sortenumtausch orientieren. Dort verlangen die Banken bis zu drei Prozent.

Girokonten automatisch umgestellt

Für den Handel wie auch für die Banken und Sparkassen ist ohnehin klar: Sie legen bei der Einführung des Euro-Bargeldes drauf. Um die Kosten und den Kundenansturm allerdings nicht zu massiv werden zu lassen - Schlangen in den Bankfilialen wird es vermutlich trotzdem geben - raten die Kreditinstitute aber auch Verbraucherschützer Bieler den Bundesbürgern, sich vor dem Jahresende nicht mehr zuviel Bargeld zu besorgen und die D-Mark-Noten und Münzen im Januar und Februar einfach beim Einkaufen auszugeben. Eine andere Möglichkeit ist, das Geld gebührenfrei auf das eigene Girokonto oder das Sparbuch einzuzahlen, wo der Betrag dann automatisch auf Euro umgestellt wird.

Wer sicher gehen will, dass er beim Umtausch seines Bargelds keine Gebühren zahlen muss, ist bei den Landeszentralbanken und ihren Filialen an der richtigen Adresse. Dort wird die D-Mark ab dem 1. Januar kostenlos und ohne zeitliche Befristung in Euro umgetauscht. Das gilt im übrigen auch für Olympia- und Gedenkmünzen. Freilich: Hier ist der Sammlerwert der Münzen vermutlich meist höher als der Nominalwert.

Wer allerdings darauf setzt, auch Geld aus anderen Mitgliedsstaaten der Währungsunion, also etwa Schilling, Lira, Francs oder Peseten, im Januar und Februar kommenden Jahres kostenfrei wechseln zu können, liegt leider falsch. Hier verlangen die Geldinstitute wie auch heute schon Gebühren zwischen ein und drei Prozent des entsprechenden D-Mark-Betrages. Kostenfrei ist dieser Tausch nur bei den Filialen der Landeszentralbanken möglich und auch dies nur bis Ende Februar 2002. Danach müssten die Filialen der jeweiligen nationalen Notenbanken angesteuert werden. Ein vermutlich etwas zu aufwändiger Weg, um 100 Franc oder 3000 Lira in Euro zu tauschen.

Gebührenfrei läuft im übrigen auch die von der Bundesbank Anfang Mai gestartete Schlafmünzen-Aktion und damit die Rückgabe von D-Mark-Münzgeld schon in diesem Jahr. Sofern es sich um größere Mengen handelt, packen es die Angestellten von Banken und Sparkassen in eigens bereitliegende Plastiktüten, notieren Name und Kontoverbindung. Das Geld wird dann an einem zentralen Ort oder von Geldtransport-Unternehmen, die die Münzen bei einer Filiale der Landeszentralbank abgeben, gezählt und der Betrag auf dem Konto des Kunden ohne irgendeinen Abzug gutgeschrieben.

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