zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Euro kostet schon fast 1,50 Dollar

So teuer wie jetzt war die europäische Währung noch nie. Und sie könnte noch deutlich teurer werden, meinen Experten

Berlin - Der Euro hat am Dienstag erstmals die Marke von 1,48 Dollar durchbrochen. Am Nachmittag kostete die europäische Gemeinschaftswährung zeitweise 1,4804 Dollar und damit so viel wie nie zuvor seit der Einführung 1999. Die bisherige Rekordmarke hatte der Euro am 9. November mit 1,4752 Dollar erreicht. Danach hatte sich der Kurs wieder etwas beruhigt.

Als Grund für den neuerlichen Höhenflug sehen Experten vor allem die Schwächesignale aus der amerikanischen Wirtschaft. „An den Märkten dominiert momentan die Angst vor einer Rezession in den USA“, sagte Volkswirt Thomas Amend von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Das drücke den Dollar, der am Dienstag auch zu anderen Währungen wie dem Schweizer Franken und dem britischen Pfund an Wert verlor.

Weil die Folgen der US-Hypothekenkrise immer deutlicher werden, wachsen die Sorgen um die amerikanische Wirtschaft. Ausländische Investoren ziehen ihr Geld aus dem Land ab. Dadurch sinkt der Wert des Dollars. Am Dienstag veröffentlichte das Münchner Ifo-Institut seinen Weltwirtschaftsklima-Index, der zuletzt dramatisch gefallen ist und mittlerweile so niedrig liegt wie seit zwei Jahren nicht mehr. Der stärkste Rückgang sei in den USA zu verzeichnen, teilte das Institut mit. Hauptgrund seien die Folgen der dortigen Hypothekenkrise.

Verstärkt wird der Trend des schwachen Dollars durch die Zinssenkungen der amerikanischen Notenbank Fed. Sie hat den Leitzins zuletzt zweimal in Folge gesenkt und damit Anlagen in den USA unattraktiver gemacht. Nun wird spekuliert, dass sie möglicherweise noch vor ihrem nächsten regulären Treffen im Dezember eine weitere Senkung auf dann 4,5 Prozent beschließen könnte. Am Dienstagabend wollte die Fed das Protokoll ihrer letzten Zinssitzung vom 31. Oktober veröffentlichen. Davon erhofften sich Anleger weitere Aufschlüsse über den künftigen Kurs.

Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), sieht noch einen weiteren Grund für die derzeitige Dollar-Schwäche. „Es gibt Spekulationen, wonach die Golfstaaten im Nahen Osten die Anbindung ihrer Währungen an den Dollar lösen könnten“, sagt der Devisenexperte. „Das belastet den Dollar.“ Beim Opec-Gipfel am vergangenen Wochenende hatten die arabischen Ölstaaten zudem darüber beraten ihre riesigen Devisenreserven von Dollar in andere Währungen umzuschichten. Umlauf erwartet, dass der Euro in den kommenden Wochen und Monaten weiter zulegt – vor allem getrieben von Spekulanten. „Die Marke von 1,50 Dollar werden wir auf jeden Fall sehen“, sagt der Experte. „Grundsätzlich ist auch nicht zu sehen, warum danach Schluss sein sollte.“

Für die Wirtschaft in Deutschland und der Euro-Zone sind das keine guten Nachrichten. Die exportorientierten Unternehmen leiden unter dem starken Euro, weil er ihre Produkte im Dollar-Raum verteuert. Es sei unsicher, ob die Wirtschaft in der Euro-Zone in Zukunft die Euro-Stärke noch so gut meistern könne wie bisher, sagte am Dienstag der derzeitige Chef der Euro-Gruppe, der luxemburgische Ministerpräsident Jean- Claude Juncker. Über den aktuellen Kurs müsse man scharf nachdenken. Juncker kritisierte auch die Amerikaner, die bisher mit „wohlwollender Vernachlässigung“ mit ihrem Wechselkurs umgegangen seien. Stefan Kaiser

Stefan Kaiser

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false