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Wirtschaft: Euro nimmt wieder Kurs auf 1,27-Dollar-Marke

Die verbalen Interventionen der Notenbanker haben nicht gewirkt / USA- und Asienhändler trifft der schwache Dollar hart

Berlin (msh). Der Kurs des Euro hat nach einer kurzen Schwächephase am Mittwoch wieder zugelegt. Im Tagesverlauf stieg der Euro über die Marke von 1,26 Dollar – und hielt sich dort bis zum Abend. Nach Einschätzung von Anton Börner, Präsident des Verbandes des Deutschen Groß und Außenhandels (BGA), können die deutschen Exportunternehmen das hohe Kursniveau noch verkraften. Es gebe keinen Anlass, die Umsatzprognose des Verbandes von plus 4,5 Prozent für 2004 zu revidieren, sagte Börner. Ein Problem sei aber die Schnelligkeit des Kursanstiegs, weil er die Planungen der Unternehmen erschwere.

Der Euro hatte im Vergleich zum Dollar allein seit November um rund 15 Prozent zugelegt und seinen Höhepunkt Mitte Januar bei 1,28 Dollar erreicht. Erst nachdem europäische Notenbanker die Möglichkeit einer Intervention andeuteten und amerikanische Konjunkturdaten eine stabile Entwicklung der US-Wirtschaft anzeigten, stoppte der Höhenflug der Währung. Inzwischen scheint die Wirkung der Äußerungen verpufft zu sein. „Die verbalen Interventionen der Notenbanker wurden überschätzt“, sagte Carsten Fritsch, Devisenexperte der Commerzbank. „Der Markt will weiter nach oben.“ Nach wie vor gebe es keine Anzeichen der USA, dass sie ihr hohes Staatsdefizit abbauen.

Nach Ansicht von BGA-Präsident Börner werde der Euro in den kommenden Wochen zwischen 1,23 und 1,28 Dollar pendeln. Die Mehrheit der Devisenexperten gehe davon aus, dass dann die Marke von 1,30 Euro durchbrochen wird. Gesamtwirtschaftlich bringe der starke Euro bisher keine gravierenden Probleme, sagte Börner. Produkte von Unternehmen, die in den Dollarraum exportieren, werden durch den starken Euro wegen des ungünstigeren Wechselkurses teurer. Auf der anderen Seite verbillige sich der Import. Börner räumte aber ein, dass es Händler, die überwiegend in die USA liefern, 2004 schwerer haben werden. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ist das Geschäft mit den USA bereits im vergangenen Quartal ins Stocken geraten.

Schwer haben es auch Händler, die in Länder exportieren, deren Währungen an den Dollar gekoppelt sind. Dazu gehören China und viele Staaten Südostasiens. „Der schnelle Anstieg des Euro bremst das Geschäft“, sagte Norbert Hansen, Prokurist des Hamburger Asienhändlers Johs. Rieckermann. Länder wie China oder Vietnam würden ihre Aufträge auf Dollar-Basis ausschreiben. „Mit jedem Cent verlieren wir an Wettbewerbsfähigkeit.“ Besonders schwer wiege der rasante Kursanstieg der vergangenen Wochen. Da es bei vielen Projekten Vorlaufzeiten von mehreren Monaten bedarf, werfe der Kursanstieg die Kalkulation für den Verkauf von Maschinen oder Bauteilen über den Haufen.

Insgesamt sei das Kursniveau des Euro aber noch nicht bedenklich, obwohl bei vielen Firmen die Währungsabsicherungen auslaufen. „Darauf können wir uns einstellen“, sagte Hansen. Anfang der 90er Jahre habe die alte D-Mark ein ähnliches Niveau gehabt.

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