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Wirtschaft: Euro zieht mit dem US-Dollar gleich

Berlin/ Frankfurt (Main) (mo). Der Euro hat am Montag zum ersten Mal seit dem Februar 2000 die Parität zum US-Dollar erreicht.

Berlin/ Frankfurt (Main) (mo). Der Euro hat am Montag zum ersten Mal seit dem Februar 2000 die Parität zum US-Dollar erreicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) legte den Referenzkurs am frühen Nachmittag mit 1,0024 Dollar fest. Am Freitag hatte dieser Kurs noch 0,9975 (Donnerstag: 0,9824) Dollar betragen. Fundamentale volkswirtschaftliche Faktoren wie das hohe Außenhandelsdefizit und auch die Serie von Wirtschaftsskandalen in den USA hätten den Dollar in eine Vertrauenskrise rutschen lassen, sagten Devisenexperten.

Zu seiner Einführung Anfang 1999, war der Euro mit einem Kurs von 1,18 Dollar an den Start gegangen. Den tiefsten Stand erreichte die Gemeinschaftswährung dann mit 0,8225 US-Dollar im Herbst 2000, was einem Abschlag von rund 30 Prozent gegenüber dem Erstkurs entsprach.

Im Devisenhandel war die Parität seit Wochen erwartet worden. Dabei spricht man im Handel in erster Linie nicht von der Stärke des Euro, sondern von der Schwäche des US-Dollar. Als Hauptargument für den schwachen Dollar gilt die zunehmende Verunsicherung der Investoren, die nach dem Niedergang der New Economy angesichts der anhaltenden Börsenflaute und nach den zahlreichen Bilanzmanipulationen immer stärker nach einer Alternative zu Anlagen im Dollarraum suchen. Davon hat Europas Gemeinschaftswährung zunehmend profitiert.

Unabhängig vom gestiegenen Interesse an Euro-Anlagen sind jedoch die Wachstumsaussichten für die USA derzeit besser als für den europäischen Währungsraum. Nach Einschätzung der Commerzbank dürften die USA in diesem Jahr 2,8 Prozent Wachstum erreichen, im kommenden Jahr bereits 3,8 Prozent. Im Euro-Raum dagegen wird mit einem Wachstum von 1,3 Prozent beziehungsweise 2,7 Prozent gerechnet. Für Deutschland, dem ökonomischen Schwergewicht im Euroland, wird das Wirtschaftswachstum von den Experten mit einem Prozent in diesem Jahr und 2,5 Prozent für kommendes Jahr veranschlagt.

Devisenhändlern zufolge sehen aber immer mehr Anleger die Gefahren durch das steigende Leistungsbilanzdefizit der Amerikaner. Bereits vor zwei Jahren betrug das Minus in der Leistungsbilanz, Spiegelbild der Kapitalverkehrsbilanz, 410 Milliarden Dollar. Mittlerweile wird ein Fehlbetrag von 480 Milliarden Dollar verzeichnet. Seit Jahren sind die Amerikaner in großem Umfang auf den Zufluss ausländischen Kapitals angewiesen. Vor allem aus dem Euro- und dem Yen-Raum flossen Ersparnisse in die USA. Seit Jahresanfang jedoch sind diese Zuflüsse – nicht zuletzt in Erwartung eines sinkenden Dollarkurses – deutlich zurückgegangen.

Der billigere Dollar kommt zwar den Touristen zugute. Und auch die Importe werden billiger, denn für einen stärkeren Euro kann man sich mehr leisten. Das gilt auch für die Einfuhr von Rohöl, was Druck auf die Benzinpreise ausüben könnte. Schwierigkeiten hingegen muss die Exportwirtschaft bei einem anhaltendem Kursanstieg befürchten. Noch sind die Reaktionen beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und dem Bundesverband des deutschen Groß- und Außenhandels (BGA) gelassen. Doch Wirtschaftskraft und Beschäftigung hängen hier zu Lande zu einem Drittel vom Exportgeschäft ab. Zwar gehen nur 20 Prozent in den Dollar-Raum. Doch kommt die Euro-Aufwertung konjunkturell zu einem äußerst ungünstigen Moment, sagt BDI-Experte Reinhard Kudiß. Bundeswirtschaftsminister Werner Müller erklärte, die Eurokursentwicklung zeige, dass das Vertrauen der Welt in die europäische Wirtschaft im Vergleich zu den USA deutlich gestiegen sei.

US-Präsident George W. Bush betrachtet die Wirtschaftslage seines Landes trotz der Kursverluste optimistisch. Die Fundamentaldaten seien solide und stark, sagte er am Montag. Die US-Wirtschaft habe eine Wachstumsgrundlage. „Wir müssen den Kater nach dem ökonomischen Rausch auskurieren“, so Bush.

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