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Europas Arzneimittelbehörde braucht wegen des Brexits einen neuen Sitz.

© dpa

Europäische Arzneimittelbehörde Ema: Hannover bewirbt sich um Arzneimittelbehörde

Niedersachsen will Sitz der Europäischen Arzneimittelbehörde werden. Die Ministerpräsidenten der östlichen Bundesländer präferieren Berlin.

Die Hauptstadt hat im Kampf um den künftigen Sitz der Europäischen Arzneimittelbehörde Ema Konkurrenz aus dem Inland bekommen: Das Land Niedersachsen hat am Freitag seine Bewerbung um den neuen Standort der Institution bei der Bundesregierung eingereicht. Sollte die Bewerbung Erfolg haben, werde die Ema in die Landeshauptstadt Hannover ziehen, teilte das Land auf seiner Homepage mit. „Niedersachsen bietet mit seinen herausragenden Forschungseinrichtungen und Unternehmen im Bereich der Gesundheitswirtschaft eine nahezu perfekte Heimat für eine Institution wie die Ema“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die Bewerbung der Landeshauptstadt sei auch deshalb so vielversprechend, weil sie ausgezeichnete Beziehungen zu den Forschungseinrichtungen in Braunschweig, Göttingen, Oldenburg und vielen anderen Orten in Niedersachsen unterhalte. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat ihren Sitz derzeit in London. Nachdem Großbritanniens Regierung Ende März den Austritt aus der Europäischen Union beantragt hat, muss sich die Ema, die aktuell rund 900 Mitarbeiter beschäftigt, einen neuen Standort suchen. Zentrale Aufgaben der Behörde sind die Beurteilung und die Überwachung von Human- und Tierarzneimitteln.

Berlins Regierender fordert eine einheitliche Bewerbung

Mit der Bewerbung aus Niedersachsen scheint eine einheitliche Bewerbung Deutschlands um die Behörde vom Tisch. Für eine solche Lösung hatte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bei einer Tagesspiegel-Veranstaltung am Askanischen Platz am Mittwoch geworben – und Berlin als künftigen Ema-Standort ins Gespräch gebracht. Zumindest die fünf Ministerpräsidenten im Osten Deutschlands sind für Müllers Vorschlag, die Behörde in die Hauptstadt zu holen. „Die Ansiedlung der Ema im Osten Deutschlands würde eine Leuchtturmentscheidung darstellen, welche die Region auch innerhalb europäischer Standorte deutlich stärken würde“, heißt es im Protokoll des Treffens der Ost-Regierungschefs vom Donnerstag. „Vor dem Hintergrund der internationalen Anbindung und der Hauptstadtfunktion sprechen sich die Regierungschefs der ostdeutschen Länder deshalb dafür aus, dass sich Deutschland auf europäischer Ebene mit der Bundeshauptstadt Berlin als künftigem Ema-Standort bewirbt und bitten die Bundesregierung, dies in den anstehenden Beratungen innerhalb der Regierung und innerhalb der Europäischen Union zu berücksichtigen.“

Auch könnte ein Kandidat für den künftigen Sitz der Ema sein

Die Bundesregierung will dem Vernehmen nach bereits am kommenden Mittwoch darüber beraten, ob sie dem Sekretariat des Europäischen Rates eine offizielle deutsche Bewerbung zuleiten wird. Die Bundesregierung darf davon ausgehen, dass bis dahin weitere Kandidaten für den künftigen Ema-Sitz ihren Hut in den Ring werfen. So hatte Nordrhein-Westfalens Europaminister Franz- Josef Lersch-Mense vergangene Woche im Bundesrat durchblicken lassen, dass Bonn ein „idealer Standort“ für die Arzneimittelbehörde wäre. Dort seien „ alle personellen und sachlichen Voraussetzungen gegeben, die Arbeit schnell und bruchlos fortsetzen zu können“. Gemeinsam mit dem Bundesland Rheinland- Pfalz hoffe man sehr, dass sich die Bundesregierung für den Standort einsetze – und auch gegenüber der EU ein klares Signal sende, dass Deutschland ein ernsthaftes und abgestimmtes Interesse habe, die Ema nach Bonn zu holen.

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