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Wirtschaft: Europäische Politik lobt US-Notenbank

An den Märkten verpufft die erneute Zinssenkung

Berlin - Die Zinssenkung in den USA hat die Börsen unbeeindruckt gelassen. Vielmehr setzten am Donnerstag Sorgen vor weiteren milliardenschweren Wertberichtigungen bei Banken die Märkte unter Druck. Der Dax gab 1,1 Prozent auf 6801 Punkte ab. Die US-Notenbank hatte den Leitzins am Mittwoch um 0,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent gesenkt.

Das Echo in der europäischen Politik fiel positiv aus. So lobte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Zinssenkung. „Wir hoffen, dass das dazu hilft, dass es nicht zu einer Rezession in Amerika kommt.“ Ähnlich äußerten sich der Vorsitzende der Euro- Gruppe, Jean- Claude Juncker, und OECD-Generalsekretär Angel Gurria.

Für Unruhe sorgte die Ratingagentur Standard & Poor’s. Sie hat in der bisher größten Aktion seit Beginn der Finanzmarktkrise Wertpapiere von mehr als 500 Milliarden Dollar auf den Prüfstand gestellt. Weltweit dürfte dies nach Einschätzung der Agentur bei deutlich mehr Banken als bisher zu Wertverlusten von insgesamt rund 265 Milliarden Dollar (178 Milliarden Euro) führen.

Auch die Deutsche Bank war eine Woche vor der Bilanzvorlage an der Börse Gegenstand von Spekulationen. „Es gibt Gerüchte über eine Gewinnwarnung“, sagten Händler. Die Aktie verlor 2,3 Prozent. Die Bank lehnte einen Kommentar ab. Die Turbulenzen am Markt für US- Ramschhypotheken haben die Bank nach früheren Aussagen im dritten Quartal 2,2 Milliarden Euro gekostet.

Die deutschen Exporteure wandten sich gegen eine Zinssenkung auch im Euroraum. „Die EZB sollte jetzt auf keinen Fall vorschnell handeln, sondern sich die Lage in Europa in aller Ruhe anschauen“, sagte der Präsident des Bundesverbands des Groß- und Außenhandels (BGA), Anton Börner, dem Tagesspiegel. „Die neuerliche Zinssenkung in den USA ist der riskante Versuch, die Luft langsam rauszulassen. Die amerikanische Wirtschaft braucht offenbar eine solche Geldspritze.“ Börner sagte, die Situation für die Exporteure habe sich dadurch nicht verändert. „Wir müssen vorerst mit einem schwachen Dollar rechnen und werden in den nächsten Wochen neue Höchststände sehen, wahrscheinlich auch jenseits der 1,50.“ Der Euro-Referenzkurs stieg am Donnerstag auf 1,4870 (Mittwoch: 1,4810) Dollar. Der BGA erwartet für das zweite Halbjahr „rauen Gegenwind bei den Exporten in die USA, der von den Wachstumsmärkten nur teilweise kompensiert werden kann“. mod/dpa

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