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Wirtschaft: Europäische Zentralbank: Kommentar: Die EZB wird handeln - nur wann?

Sind Europas Geldpolitiker mit Blindheit geschlagen? Die neuen Prognosen für die Weltwirtschaft lassen nichts Gutes ahnen.

Sind Europas Geldpolitiker mit Blindheit geschlagen? Die neuen Prognosen für die Weltwirtschaft lassen nichts Gutes ahnen. Ausnahmslos werden nach dem 11. September die Daumen für die Konjunktur nach unten gesenkt. Dabei würde der moderate Preisanstieg eine Zinssenkung durchaus erlauben. Der Handlungsspielraum jedenfalls wächst. Doch die EZB macht keine Anstalten, die Zinsen zu senken. Nach dem Schulterschluss mit der US-Notenbank knapp eine Woche nach den Terroranschlägen in den USA wird wieder Eigenständigkeit demonstriert. Europa, lautet die Botschaft von EZB-Präsident Wim Duisenberg, ist nicht die USA. Da hat er Recht. Aber auch Duisenberg kann nicht bestreiten, dass angesichts der globalen Flaute grundsätzlich Handlungsbedarf besteht. Für die EZB ist es also nur eine Frage des richtigen Zeitpunktes, wann sie erneut an der Zinsschraube drehen wird. Sie kann sich nicht nur darauf verlassen, dass US-Notenbankchef Alan Greenspan die Weltwirtschaft mit billigem Geld wieder auf Trab bringt. Die momentane Stillhalte-Politik lässt Rückschlüsse auf das Selbstbewusstsein der europäischen Notenbanker zu. Schlimmer noch als der Verdacht, zum Erfüllungsgehilfen der Politiker im Euroraum zu werden, scheint für Europas Währungshüter offenbar die Vorstellung zu sein, nur als Ableger der US-Notenbank zu gelten. Also nutzt die EZB die Gunst der Stunde, um Unabhängigkeit zu demonstrieren und an ihren eigentlichen Stabilitätsauftrag zu erinnern. Billigeres Geld, sagt Duisenberg, schafft nicht notwendigerweise mehr Vertrauen. Mag sein. Die Zinsen jetzt dauerhaft unverändert zu lassen, aber auch nicht.

Martina Ohm

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