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Wirtschaft: Eurotunnel am Rande der Pleite Betreiber fordern nach hohem Verlust Staatsgeld

Paris Das neue Management des französisch-britischen Kanaltunnelbetreibers Eurotunnel hat erneut die Regierungen aufgerufen, die Firma vor der Pleite zu retten. Der Nettoverlust von Eurotunnel hat sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr fast versechsfacht.

Paris Das neue Management des französisch-britischen Kanaltunnelbetreibers Eurotunnel hat erneut die Regierungen aufgerufen, die Firma vor der Pleite zu retten. Der Nettoverlust von Eurotunnel hat sich im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr fast versechsfacht. Anfang April hatten die Aktionäre von Eurotunnel auf der Hauptversammlung den Vorstand abgewählt und durch ein Team unter der Führung von Jacques Maillot, dem Gründer des Reisekonzerns Nouvelles Frontières, ersetzt. „Die Rettung von Eurotunnel ist nur noch möglich durch umfassende Konsultationen aller Partner, öffentliche oder private, industrielle oder finanzielle, und das so schnell wie möglich“, sagte Eurotunnel-Chef Jacques Maillot.

Bisher haben es sowohl die französische als auch die britische Regierung abgelehnt, Eurotunnel zu helfen. Ein Staatsvertrag verbietet ihnen, Steuergelder in den Kanaltunnel zu stecken. Seit ihrer Einführung als „Volksaktie“ im Jahr 1987 ist Eurotunnel zum Penny-Stock geworden. An der Börse in Paris verlor das Papier gestern zeitweise bis zu zwölf Prozent seines Werts und fiel bis auf 30 Cents.

Unternehmenschef Maillot sieht keinen anderen Ausweg mehr als die öffentliche Hand. Die finanzielle Situation des Unternehmens sei „Besorgnis erregend“. Der Nettoverlust belief sich im ersten Halbjahr auf 119 Millionen Euro. Der Betriebsgewinn sank um zwölf Prozent auf 108 Millionen Euro. Der Umsatz ging um drei Prozent auf 390 Millionen Euro zurück. Beim Transport von Autos durch den Ärmelkanaltunnel musste die Firma ein Umsatzminus von 14 Prozent hinnehmen. Eurotunnel ächzt zudem unter einem Schuldenberg von neun Milliarden Euro, der noch aus der Bauphase des Tunnels stammt. Finanzchef Hervé Huas sagte, es gebe einen „aktiven Dialog“ mit einigen Gläubigern über eine Umschuldung. Ergebnisse gebe es aber noch keine.

Die Zeit drängt, denn ab Ende 2006 läuft ein Moratorium ab, nach dem Eurotunnel nur einen Teil der Zinsen von jährlich 450 Millionen Euro für die Kredite zahlen muss. Anfang Juli hatte Unternehmenschef Maillot seinen Rettungsplan vorgestellt. Er will die Kosten um 40 Millionen Euro pro Jahr senken und durch ein neues Preissystem den Umsatz zugleich um bis zu 40 Millionen Euro steigern. Details blieb der neue Chef aber schuldig. Eurotunnel leidet unter heftigem Preiskampf mit den Fähren und den Billig-Airlines. cn/HB

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