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Wirtschaft: Ex-Bäcker Kamps geht in die Luft

Gründer des Backkonzerns steigt ins Fluggeschäft ein

Berlin (fw/vis). Er habe vom ersten Tag seines Lebens an Mehl eingeatmet, sagt Heiner Kamps über sich. Künftig wird sich der Sohn eines münsterländischen Bäckers, der Europas größten Backbetrieb, die Kamps AG, aufbaute, jedoch weniger mit Mehl als vielmehr mit Kerosinpreisen beschäftigen. Kamps will in das Geschäft mit Flügen für Geschäftskunden einsteigen. Drei Flugzeuge besitzt seine Gesellschaft Kamps Airplane bereits. Gemeinsam mit der Schweizerischen Fluggesellschaft Club Airways soll der Flugbetrieb bereits im Frühjahr aufgenommen werden.

Bisher hat sich Heiner Kamps geschäftlich fast ausschließlich mit Brot und Backwaren beschäftigt – im großen Stil. Er war der erste Bäcker, der den Gang an die Börse wagte. Das war im April 1998. Der Börsengang brachte der auch zuvor schon schnell wachsenden Düsseldorfer Kamps-Gruppe frisches Kapital für weitere Übernahmen. Im April 2002 wurde die Kamps AG (inzwischen mit 1900 Filialen und einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro) selbst übernommen – von der italienischen Nudelfirma Barilla. Ende 2002 schied Kamps aus dem von ihm gegründeten Konzern aus. Seither beschäftigt er sich mit seiner Beteiligungs-, Beratungs- und Vermögensgesellschaft BHVG mit Sitz in Düsseldorf. Der gehört auch die 2003 gegründete Kamps Airplane GmbH. Er arbeitet auch weiterhin als Berater für die Kamps AG, weswegen er seiner alten Firma im Brötchengeschäft derzeit keine Konkurrenz machen darf.

Seit Ende Dezember 2003 hält Kamps nun eine Beteiligung an Club Airways. Das Unternehmen mit Sitz in Genf gibt es seit etwa einem Jahr. Es bietet einen Flugdienst für Geschäftskunden an. Club Airways funktioniert wie ein Club: Nur mit einer Mitgliedsgebühr kann man auch die Tickets kaufen – die Preise „liegen zehn bis 20 Prozent über dem normalen Business-Tarif“, sagt ein Sprecher von Club Airways. Die Maschinen haben nur eine Kapazität von jeweils fünf bis acht Plätzen. Eine Jahresmitgliedschaft kostet 1500 Euro für Einzelpersonen, für kleine Firmen bis zu zehn Personen 7500 Euro und für größere Unternehmen ohne Begrenzung der Personenzahl 15000 Euro. Club Airways fliegt bereits von Genf nach Paris, London, Mailand und Basel und von Paris nach Mailand. Club Airways ist dabei eine Marketingorganisation, die die Flugzeuge lediglich anmietet.

Wie hoch der Anteil von Kamps an Club Airways ist, werde nicht publiziert, sagte der Sprecher des Schweizer Unternehmens weiter. Zunächst sollen zwei Flugzeuge von Kamps unter dem Namen „Club Airways“ fliegen, sagte der Sprecher. Ab 8. März sollen die zwei Maschinen ab Düsseldorf zweimal täglich nach London City und nach Zürich fliegen. Start- und Landerechte sind dafür nach Auskunft des Düsseldorfer Flughafens noch nicht bestellt. Das sei auch nicht nötig, sagte der Club-Airways-Sprecher. Es sei in dem Geschäft üblich, dies kurzfristig zu tun. Überrascht von den Plänen Kamps war auch die Firma Triple Alpha, die seit einem halben Jahr eine Maschine von Kamps ebenfalls im Flugdienst für Geschäftskunden einsetzt.

Experten sehen Kamps Pläne skeptisch. „Noch ein mutiger Unternehmer, der sein Geld in diesem Geschäft verlieren will“, sagt ein Branchenkenner. Selbst große Unternehmen wie etwa die Lufthansa habe Schwierigkeiten in dem Geschäft. „Der Businessjet-Service von Düsseldorf nach New York steckt immer noch in der Investitionsphase und das läuft schon ein Jahr“, sagt der Branchenexperte. Um in dem Geschäft erfolgreich zusein „muss man auf einen großen Kundenstamm zurückgreifen können. Nur dann hat man eine Chance.“

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