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Wirtschaft: Ex-Bäcker Kamps gibt Nordsee neues Image

Neuer Eigentümer verzichtet auf größeren Personalabbau und rügt die Devise „schnell, viel und billig“

Bremerhaven - Der ehemalige Großbäcker Heiner Kamps will künftig mit Fisch kräftig Geld verdienen. Kamps, der seit Oktober Hauptanteilseigner der Fischfilialkette Nordsee ist, möchte das Bremerhavener Unternehmen in die Gewinnzone führen.

Auf seiner ersten Pressekonferenz als neuer Eigner kündigte der 50-Jährige am Donnerstag in Bremerhaven an, den Umsatz im Geschäftsjahr 2005/06 um 3,5 Prozent steigern zu wollen. Der operative Gewinn soll in dieser Periode um 40 Prozent zunehmen und bis 2008/09 etwa verdoppelt werden. Jährlich sollen im Schnitt drei bis fünf neue Filialen eröffnet werden. Etwa ab 2008 sei eine weitere Expansion ins Ausland denkbar, sagte Kamps. Ein „interessantes Feld“ wäre Osteuropa. Bei der Personalstärke seien „keine wesentlichen Veränderungen“ geplant.

Kamps sagte, die größte europäische Fischfilialkette sei zwar kein Sanierungsfall, aber in den vergangenen sieben Jahren „in die falsche Richtung gegangen“: Sie habe sich zu sehr auf „Fast Food“ konzentriert. Die neue strategische Ausrichtung gelte einer „Rückbesinnung auf die eigentliche Kernkompetenz der Nordsee, den Fisch“ – einschließlich der „Wiedergeburt des Klassikers Backfisch“, der künftig frisch in der Filiale zubereitet werde. Neben Snacks „für den Schüler“ würden nun auch Sushi-Fischhappen und Edelfische für Gourmets angeboten. In größeren Läden seien zudem Kochvorführungen geplant, erläuterte Kamps seine „Produktoffensive“. Seine Ziele seien nicht mehr „schnell, viel und billig“, sondern Nachhaltigkeit und Besinnung auf „Werte wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Authentizität“.

Nordsee betreibt zurzeit 419 Fischgeschäfte und Schnellrestaurants, vor allem in Deutschland und Österreich, vereinzelt auch in der Schweiz, in Tschechien und Slowenien. Der Jahresumsatz stagniert derzeit bei 340 Millionen Euro ohne Franchise-Betriebe (selbstständige Firmen mit Nordsee-Lizenz). Die 6 000 Beschäftigten erwirtschafteten zuletzt knapp 17 Millionen Euro operativen Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen, unter dem Strich allerdings einen nicht näher bezifferten Verlust.

Die Filialkette gehört seit Oktober zu 20 Prozent der japanischen Nomura-Bank und zu 80 Prozent der Kamps Food Retail Investment. In dieser Holdingfirma ist Kamps Mehrheitsgesellschafter; zu den weiteren Anteilseignern zählt die Finanzholding des Milchproduzenten Theo Müller. Bei den Anteilen Müllers und der Nomura-Bank handele es sich aber um ein reines Finanz-Engagement. „Es wird keine Jogurts in Nordsee-Läden geben“, bestritt Kamps eine Zusammenarbeit mit Müller-Milch.

Kamps hatte 2002 durch eine feindliche Übernahme seinen Backwaren-Konzern verloren. Damit sich das nicht wiederhole, habe er bei der Nordsee die Strukturen so gestaltet, „dass nichts passieren kann ohne meine Zustimmung“. Der Nordsee-Kauf könne ein „erster Schritt zu einer neuen Story sein“, meinte er, offenbar mit Blick auf die einstige Erfolgsgeschichte seines Backwarenkonzerns. Einen Börsengang wie einst bei den Bäckereien schloss der 50-Jährige aber aus.

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