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Wirtschaft: Exodus der Zigarettenfabriken nach Ende der Berlinförderung

BERLIN .Die Fusion von BAT und Rothmans bleibt für den traditionsreichen Zigarettenstandort Berlin ohne Auswirkungen: Beide Unternehmen haben schon vor Jahren das Aus für ihre Berliner Fabriken beschlossen.

BERLIN .Die Fusion von BAT und Rothmans bleibt für den traditionsreichen Zigarettenstandort Berlin ohne Auswirkungen: Beide Unternehmen haben schon vor Jahren das Aus für ihre Berliner Fabriken beschlossen.Rothmans bereits 1993, BAT vor zwei Jahren.Mit dem Schließungsbeschluß stellte sich BAT in eine Reihe von Zigarettenfirmen, die in den vergangenen Jahren in Berlin aufgaben.Zu den segensreichen Zeiten der Berlinförderung war Berlin die Hauptstadt der deutschen Zigarettenindustrie.Alle großen Hersteller konzentrierten ihre Produktion an der Spree, denn mit dem Füllhorn schüttete das Berlinförderungsgesetz hier die Subventionen aus.In der Hochzeit der Umsatzsteuerpräferenzen wurde jeder Berliner Arbeitsplatz in der Tabakbranche mit rund 100 000 DM pro Jahr vom westdeutschen Steuerzahler finanziert.Kein Wunder, daß gut 80 Prozent der in der Bundesrepublik gerauchten Zigaretten in Berlin gestopft wurden.Ohne die Fördermillionen, die nach der Wende stufenweise bis Ende 1993 auf Null gefahren wurden, rechnete sich Berlin für viele nicht mehr.Die ehemalige Zigarettenhochburg mußte einen Exodus verkraften.

Rothmans mit den Marken "Lux" und "Lord Extra" gab die Zigarettenfabrik in Moabit mit rund 600 Mitarbeitern schon 1993 auf; Austria Tabak folgte, 180 Mitarbeiter waren betroffen; Reynolds ("Camel") verlagerte von Reinickendorf mit zuletzt rund 200 Mitarbeitern nach Trier, und schließlich legte BAT ("HB", "Lucky Strike") die Spandauer Produktion nach Bayreuth, wodurch in Berlin 550 Arbeitsplätze wegfielen; Ende letzten Jahres stellte BAT die Produktion in Spandau ein.Die Motive des BAT-Rückzugs gleichen denen von Reynolds: Ein bestenfalls stagnierender Absatz sowie die Konkurrenz von osteuropäischen Werken."Unsere Fabriken in Polen, Rußland, der Ukraine, Ungarn und Tschechien können ihre Märkte selbst versorgen", begründete BAT-Sprecher Dirk Pangritz vor zwei Jahren das Ende in Berlin.Doch auch im konzerninternen Standortvergleich schnitt Berlin schlecht ab: Reynolds ging nach Trier, weil dort die Tabakaufbereitung stattfindet; bei BAT war aus dem gleichen Grund Bayreuth der bessere Standort, weil es in Berlin nur die reine Zigarettenherstellung gab.

Das ist beim Branchenführer anders: Philip Morris baut derzeit in Neukölln für gut 300 Mill.DM eine neue Tabakaufbereitung, womit der Standort und die Arbeitsplätze der rund 1200 Mitarbeiter langfristig sichern sein dürften.Seit 1972 hat Philip Morris rund 1,2 Mrd.DM in Neukölln investiert, das Werk zählt zu den produktivsten in der Welt.Neben dem Marktführer ist in Berlin nur noch Reemtsma ("West", "Peter Stuyvesant") mit gegenwärtig 780 Beschäftigten geblieben.In dem Wilmersdorfer Werk - die größte der vier deutschen Reemtsma-Fabriken - gibt es eine Tabakaufbereitung.Und aufgrund der breiten Produktpalette ist Berlin der Reemtsma-Standort mit der größten Fertigungstiefe - gute Voraussetzungen für das Überleben.

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