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Wirtschaft: Exportmotor läuft noch auf vollen Touren

FRANKFURT (MAIN) / WIESBADEN (ro/rtr).Ungeachtet der Krisen in Rußland, Asien und Lateinamerika glänzt der deutsche Außenhandel mit Rekordüberschüssen.

FRANKFURT (MAIN) / WIESBADEN (ro/rtr).Ungeachtet der Krisen in Rußland, Asien und Lateinamerika glänzt der deutsche Außenhandel mit Rekordüberschüssen.Das Plus erreichte im Juli mit 14,2 Mrd.DM den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren, teilte das Statistische Bundesamt mit.Die Bundesbank erklärte, die Ausfuhren nähmen in letzter Zeit zwar nicht mehr so stark zu wie früher.Der Export sei aber nach wie vor kräftigster Wachstumsmotor.Dabei schlage auch die relativ geringe Verflechtung mit den Krisenregionen zu Buche.

Nach Überzeugung der Bundesbank wird die Überwindung der Krisen in Rußland, Asien und Lateinamerika noch sehr viel Zeit in Anspruch nehmen."Der Problemlösungsprozeß dürfte für einige Länder langwieriger und schmerzhafter sein als ursprünglich erwartet", schreiben die Währungshüter im Monatsbericht September.Zwar lehnen sie bilaterale oder internationale Finanzhilfen nicht ausdrücklich ab, aber wenn Geld fließe, könnte dies bestenfalls eigene Maßnahmen der jeweiligen Länder ergänzen oder abfedern, "nicht aber ersetzen".

Die Krisen können nach Ansicht der Bundesbanker nur dann nachhaltig überwunden werden, wenn "die Wirtschaftsstrukturen im allgemeinen und der Finanzsektor im besonderen eine "wetterfeste Architektur" erhalten.Dazu gehörten neben einer stabilitätsorientierten Finanz- und Geldpolitik vor allem Strukturreformen auf den Güter-, Arbeits- und Finanzmärkten, "die sich nur verwirklichen lassen, wenn auch politisch stabile Verhältnisse herrschen." Es komme darauf an, die Ursachen der Krise zu beseitigen.Die deutsche Wirtschaft wird die Krisen, so die Bundesbank, noch zu spüren bekommen, auch wenn die direkte Handelsverflechtung Deutschlands mit Ostasien und mit Rußland vergleichsweise gering sei."Die Kumulation der Einzelrisiken, die nach wie vor bestehende Ansteckungsgefahr für andere Regionen und die indirekten Effekte über die Abschwächung der Nachfrage in einigen stärker mit den Krisenherden verflochtenen Industrieländern könnten allerdings auch den deutschen Export beeinträchtigen." Dies schlage sich schon in Prognosen nieder.

Die Wirtschaft in Deutschland sieht die Bundesbank gleichwohl noch in einer vorteilhaften Lage, auch wenn der Export allmählich in ruhigeres Fahrwasser komme.Den Risiken im Auslandsgeschäft stehe eine verbesserte Grundtendenz im Inland gegenüber.Die Grundlage für weiteres Wachstum sei insgesamt breiter als 1997, in dem sich die Konjunktur vor allem auf die stark gestiegenen Exporte gestützt habe.Der Arbeitsmarkt habe sich zwar entspannt.Zur Schaffung von dauerhaften und wettbewerbsfähigen Arbeitsplätzen aber sei Wirtschaftswachstum allein nicht ausreichend."Darüber hinaus ist eine Fortsetzung und Intensivierung der Strukturanpassungsmaßnahmen erforderlich, wobei neben der Wirtschaftspolitik den Tarifpartnern eine besondere Verantwortung zukommt."

Deflationäre Tendenzen können die Bundesbanker hierzulande nicht erkennen.Es gebe nur in Einzelbereichen Preisrückgänge."Vielmehr schafft der erreichte Grad an Preisstabilität in Deutschland (und Europa) ein willkommenes Gegengewicht zu den oben erwähnten weltwirtschaftlichen Risiken." Er fördere niedrige Zinsen, erleichtere die Fortsetzung einer moderaten Lohnpolitik, stimuliere die Kaufkraft der Privathaushalte und unterstütze die Konsolidierung der öffentlichen Hand.

Daß der deutsche Export bisher kaum von den Krisen in Rußland, Asien und Lateinamerika beeinträchtigt ist, zeigen die vorläufigen Berechnungen der Außenhandelsdaten für Juli.Demnach legten die Ausfuhren in diesem Monat um 7,7 Prozent auf 85 Mrd.DM zu.Weil zugleich die Importe nur um 4,6 Prozent auf 70,8 Mrd.DM kletterten, erhöhte sich der Handelsüberschuß auf 14,2 Mrd.DM.Im Juli 1997 hatte die Außenhandelsbilanz mit einem Plus von 11,2 Mrd.DM geschlossen.

Für die ersten sieben Monate summieren sich die deutschen Ausfuhren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes mithin auf 559,1 Mrd.DM.Das sind 10,9 Prozent mehr als im gleichen Vorjahreszeitraum.Die Importe legten im Zeitraum Januar bis Juli um 8,4 Prozent auf 478,5 Mrd.DM zu.Damit stieg der Ausfuhrüberschuß in diesem Zeitraum auf 80,6 (62,6) Mrd.DM.

Mit den wachsenden Handelsüberschüssen nähert sich auch die seit der deutschen Einheit chronisch defizitäre Leistungsbilanz zügig der Pluszone.In diesem Zahlenwerk werden neben dem Handel mit dem Ausland vor allem auch grenzüberschreitende Dienstleistungen (beispielsweise Tourismus), Übertragungen (etwa Zahlungen an internationale Organisationen) sowie Erwerbs- und Vermögenseinkommen erfaßt.

Nach sieben Monaten schloß die Leistungsbilanz lediglich mit einem Minus von 1,6 Mrd.DM nach minus 8,1 Mrd.DM im Vorjahr.Dabei schlugen die beiden wichtigsten Positionen Dienstleistungen mit einem Defizit von 36,3 (minus 32,6) Mrd.DM sowie Übertragungen mit einem Minus von 31 (32,1) Mrd.DM zu Buche.

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