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Milliardär im Kapuzenpulli. Auch Firmengründer und -chef Mark Zuckerberg hat durch den Kurssturz Geld verloren.

© dpa

Facebook: Zuckerbergs Zockerpapier stürzt ab

Warnungen gab es genug. Doch viele Anleger haben sie überhört. Wer Facebook kaufte, sucht nun die Schuld bei anderen. Am Dienstagabend fiel der Kurs der Aktie sieben Dollar unter den Ausgabepreis.

Es herrscht Unmut. Von Gier ist die Rede, von unfähigen Banken, von einem inkompetenten Börsenbetreiber. Der Absturz der Facebook-Aktie an der US-Technologiebörse Nasdaq bereits am zweiten Handelstag gibt all denen recht, die das Papier schon vor dem Börsengang für überbewertet hielten. Das waren nicht wenige. Nur ein Beispiel: In einer Umfrage des Finanznachrichtendienstes Bloomberg bewerteten knapp 80 Prozent der Befragten den Ausgabekurs von 38 Dollar als zu hoch. Das war einen Tag vor dem Börsenstart am Freitag. Und die Befragten waren Analysten, Händler und Investoren.

Trotz der Skepsis vieler Marktteilnehmer und der Warnungen so mancher Analysten war die Aktie des sozialen Netzwerks mehrfach überzeichnet. Sowohl die Preisspanne als auch die Zahl der auszugebenden Anteilscheine wurde nach oben korrigiert. Nachdem der Kurs am ersten Handelstag knapp über dem Ausgabepreis geschlossen hatte, verlor er am Montag mehr als elf Prozent. Am Dienstag startete die Aktie erneut mit einem deutlichen Abschlag von fünf Prozent und gab bis zum Abend nochmals neun Prozent nach.

So stark das Interesse am größten Börsengang eines Internet-Unternehmens im Vorfeld war, so aufgeregt ist nun die Reaktion auf den verpatzten Start. Einen Teil der Kritik bekommen die federführenden Banken ab. JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs hätten sich bei der Nachfrage verschätzt und zu viele Papiere auf den Markt geworfen, lautet der Vorwurf. „Die platzierenden Banken haben es völlig vergeigt“, sagte Analyst Michael Pachter dem „Wall Street Journal“. Die Zahl der zum Start ausgegebenen Aktien sei mit 421 Millionen zu hoch gewesen, die Hälfte hätte es auch getan. Auch andere Analysten verweisen darauf, dass bei Börsengängen von Internet-Unternehmen normalerweise lieber zu wenige als zu viele Papiere auf den Markt gebracht werden, um das Risiko eines Hypes einzudämmen.

Für Unruhe sorgte am Dienstag zudem ein von der Nachrichtenagentur Reuters zitierter Bericht, wonach Morgan Stanley potenzielle Investoren kurz vor dem Börsengang mit einem gesenkten Ausblick irritiert habe.

Für mitschuldig an dem tiefen Fall halten Analysten auch die Unternehmensführung um Gründer Mark Zuckerberg. Die Entscheidung, die Aktie am obersten Ende der Preisspanne zu platzieren, sei von Profitgier getrieben gewesen. Zuckerberg hatte durch den Verkauf von 30 Millionen Anteilen mehr als eine Milliarde Dollar erlöst. Altaktionäre wie Accel Partners oder Goldman Sachs hatten ebenso ordentlich Kasse gemacht.

Unter Beschuss steht aber auch die Nasdaq als Börsenbetreiber: Wegen Computerproblemen war die Facebook-Aktie eine gute halbe Stunde später gelistet worden als geplant. Die Probleme tauchten den Freitag über immer wieder auf. Anleger, die während solcher Aussetzer kauften oder verkauften, hätten zum Teil erst abends gewusst, ob ihre Orders überhaupt angenommen wurden, hieß es. Die US-Börsenaufsicht SEC untersucht die Vorfälle.

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