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Familienunternehmen: Keine Chance für Merckles Imperium

Philipp Daniel Merckle sieht keine Zukunft für das überschuldete Familienimperium. "Mein Gefühl war schon seit längerem: Dieses verschachtelte Firmenkonstrukt kann nicht mehr funktionieren."

"Aktiv steuerbar ist mittlerweile ohnehin nichts mehr“, sagte er im ersten Interview nach dem Selbstmord seines Vaters dem „Spiegel“.

Adolf Merckle hatte sich am 5. Januar in der Nähe seines Wohnortes in Blaubeuren vor einen Zug geworfen. Sein Vater sei bereits vor seinem Suizid schwer herzkrank gewesen, sagte Merckle: „Es wäre durchaus möglich gewesen, dass er das nächste halbe Jahr nicht mehr erlebt hätte.“ Die Wirtschaftskrise sei aber nicht schuld an dem Selbstmord, sie habe „den Zerfall des Imperiums nur beschleunigt“. Das Reich, das sein Vater Adolf Merckle aufgebaut hatte, sei ein „unüberschaubares Konzerngeflecht“ gewesen, und „die Verschachtelung war durchaus Prinzip“. Zur Gruppe gehörten der Generikaproduzent Ratiopharm, Arzneigroßhändler Phoenix, Heidelberg Cement und der Pistenraupenhersteller Kässbohrer. Am Schluss habe selbst seinem Vater der Überblick gefehlt.

Über vieles sei in der Familie nie offen gesprochen worden: „Es herrschte eine Kultur der Sprachlosigkeit.“ Der zweitälteste Merckle-Sohn sieht den Selbstmord „als tragischen Schlusspunkt einer Veränderung im Weg meines Vaters“. Auch im Wesen sei sein Vater immer unsteter geworden, sagt Merckle. „Das passte eben alles nicht mehr zusammen. Er hatte vor sich selbst keine Achtung mehr.“ Dennoch könne man aus dem tragischen Fall lernen: „Dass wir vor allem als Unternehmer zurückfinden müssen zu einer gelebten Identität; zu Werten wie Vertrauen, Glaubwürdigkeit, zu verantwortlichem Handeln und den Prinzipien ehrbarer Kaufleute.“

Merckle junior selbst sieht sich zurzeit mit Ermittlungen in Finnland konfrontiert, die ebenfalls „Konsequenz eines am Ende nicht mehr steuerbaren Verschachtelungswahns“ seien. Er wolle mit den Behörden kooperieren, kündigte der 42- Jährige an: „Die Aufräumarbeiten beginnen gerade erst.“

Merckle junior stand einige Jahre an der Spitze von Ratiopharm. Sein Führungsstil stieß jedoch auf die Kritik seines Vaters. Im März 2008 schied er aus der Firma aus. Ende 2008 war die Merckle-Gruppe auch durch die Folgen der Finanzkrise in Schieflage geraten. Adolf Merckle hatte kurz vor seinem Tod aber noch einen Kompromiss mit den Banken zur Rettung seiner Unternehmen in die Wege geleitet. dpa

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