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Wirtschaft: Fast 80 Prozent finden Bio-Lebensmittel gut

Besonders oft greifen Verbraucher bei Obst und Gemüse zu / Trotz höherer Preise erwarten Agrarexperten kräftige Wachstumsraten

Berlin - Die meisten Verbraucher sind bereit, für Bio-Lebensmittel mehr Geld auszugeben als für konventionelle Produkte. Knapp 40 Prozent würden sogar einen Aufschlag von zehn Prozent akzeptieren, zeigt eine Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young, die am Mittwoch vorgestellt wurde. Für die kommenden Jahre erwarten die Autoren kräftiges Wachstum im Bio-Markt.

Das ist vor allem deshalb beachtlich, weil die meisten Konsumenten gar nicht genau wissen, was „bio“ konkret bedeutet. „Der Markt für Bio-Produkte ist aus Sicht der Verbraucher noch sehr diffus“, schreiben die Berater. Grund sei die Vielzahl von Öko-Siegeln, die es Konsumenten erschwere, den Überblick zu behalten. Ernst & Young hatte für die Studie mehr als 1000 Konsumenten befragt.

Obwohl 78 Prozent der Befragten Bereitschaft zeigten, für Bio-Produkte mehr auszugeben, greifen nur 41 Prozent der Verbraucher im Geschäft bei den in der Regel teureren Öko-Waren auch tatsächlich zu. Am ehesten machen sie das bei Gemüse, Obst und Fleisch, verschwindend gering ist die Neigung dagegen bei Süßigkeiten, Getränken, Drogerieartikeln und Fertiggerichten.

Die Berater erklären das unter anderem mit dem noch begrenzten Angebot. Denn mehr als die Hälfte der Verbraucher finden es nur dann attraktiv, Bio-Produkte zu kaufen, wenn der Händler nicht weiter als fünf Kilometer von ihrer Wohnung entfernt ist. Am allerliebsten kaufen sie im Hofladen ein, an zweiter Stelle folgen Supermärkte. „Heute kann es sich kein Handelsunternehmen mehr leisten, auf Bio zu verzichten“, schreiben die Autoren. Umgekehrt würden sich Öko-Produkte auf breiter Front nur dann durchsetzen, wenn es den Händlern gelänge, ein flächendeckendes Filialnetz aufzubauen. Das könnte auch dazu beitragen, die großen Preisunterschiede zwischen Bio- und Öko-Produkten zu verkleinern. „Ich erwarte, dass Lebensmittel insgesamt etwas teurer werden“, sagt Alexander Gerber, Geschäftsführer vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Der Preisunterschied zwischen biologisch- und konventionell produzierter Ware werde aber geringer. Grund seien bessere Vertriebsstrukturen im Öko-Handel und die wachsende Zahl der Bio-Supermärkte. Noch variiert der Preisunterschied je nach Produkt zwischen 20 und 75 Prozent. Bio-Fleisch ist zum Teil doppelt so teuer wie konventionelles, bei Butter liege der Abstand im Schnitt bei 34.

Bei den Umsätzen mit Bio-Produkten rechnet nicht nur Ernst & Young mit starken Zuwachsraten. Im vergangenen Jahr wuchs der Markt um 18 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro, das waren knapp vier Prozent des Lebensmittelmarktes. Fast die Hälfte sei auf Preissteigerungen zurückzuführen, sagt Agrarexperte Ulrich Hamm von der Uni Kassel. Auch für 2007 erwartet er ein zweistelliges Plus.

Maren Peters

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