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Wirtschaft: Fernsehen auf die Hand

Die Konzerne hoffen: Mobiltelefone mit TV-Empfang werden schon bald ein Renner

Fotos schießen und im Internet surfen werden schon bald nicht mehr die einzigen Dinge sein, die Ihr Handy leisten kann. Demnächst können Sie damit Ihre liebste TVSendung sehen und sie per Handset sogar aufzeichnen. Diverse Telekommunikations- und Halbleiterfirmen wetteifern darum, Fernsehen, Videokonferenzen und -aufzeichnungen auf das Mobiltelefon zu bringen. Die technologischen Fortschritte ermöglichen den Chip-Herstellern, mehr Funktionen auf einen einzelnen Halbleiter zu packen.

Das bedeutet Telefonieren mit mehr Verarbeitungskapazität, langlebigeren Batterien und schärferem Bild. Manche sehen Handys schon als kombinierte TV- und Videogeräte, die aufzeichnen und speichern können, da zunehmend Festplatten in Mobiltelefone integriert werden. Die TV- und Videowelt ist längst nicht mehr auf das heimische Wohnzimmer beschränkt. „Der Verbraucher will das mobil erleben“, sagt Peter Skarzynski, Senior Vice President bei Samsung Electronics.

Samsung testet ein Gerät, das Satelliten-TV-Signale an Mobilfunkteilnehmer senden wird und ein weiteres, das terrestrische TV-Dienste bereitstellt. Beide Modelle sollen im April in Südkorea auf den Markt kommen. Darüber wird das Unternehmen ein Gerät mit eingebautem TV-Tuner entwickelt. Damit wird es möglich sein, Kanäle anzuwählen, ohne dass der Nutzer sie vorher abonnieren muss.

In Südkorea, dem Mutterland des Konzerns, arbeiten mehrere Hersteller mit Fernsehgesellschaften zusammen an einer neuen Technologie, um Videosignale an Mobiltelefone zu senden. Die Technik ermöglicht es, unterwegs im Auto, in der Eisenbahn oder anderen Fahrzeugen Signale über das Handy zu empfangen. Der Nachteil gewöhnlicher TV-Signale, die mit kleinen Antennen bei hoher Geschwindigkeit nicht einzufangen waren, wird damit überwunden.

Wie das Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics ermittelte, werden TV-Handys in Jahr 2007 etwa 1,8 Prozent des weltweiten Handset-Marktes ausmachen. Bis 2009 erwarten die Experten sogar eine Steigerung bis auf fünf Prozent. Trotz der noch ungewissen Nachfrage sind Firmen wie Texas Instruments (TI), Qualcomm und Philips alle in den TV-Mobiltelefonmarkt eingestiegen.

„Fernsehen ist die beliebteste Verbraucheranwendung, und Handys sind die beliebteste Telekommunikationsanwendung. Beides zu koppeln, birgt ein Erfolgsrezept“, sagt Remi El-Quazzane, ein Geschäftsführer bei TI im Bereich Lösungen für mobile Verbindungen. Vergangenen Oktober hatte sein Unternehmen bereits einen mobilen Prozessor vorgestellt – passenderweise „Hollywood“ genannt –, der Übertragungssignale einfangen und sie dann an das Handy übertragen kann. Allerdings benötigt der Chip ein neuartiges digitales Signal, das vom Handy auch dann empfangen werden kann, wenn es bewegt wird.

Qualcomm setzt dagegen auf starke Übertragungsantennen, die live an die Handys senden können. Dafür will der Konzern 800 Millionen Dollar (rund 600 Millionen Euro) investieren. Im Gegensatz zu den bestehenden Mobilfunknetzen müssten die Fernsehsignale hier nicht mit anderen Datenpaketen – Sprache oder Textnachrichten – konkurrieren und könnten deshalb mit einer höheren Rate gesendet werden. 2006 sollen die ersten Türme ausgeliefert werden.

Philips wiederum kündigte vergangenen Monat einen Chip an, der Handynutzer Fernsehn gucken, Videogespräche führen und Musik hören lässt. Auch die Möglichkeit, längere Videofilme aufzunehmen, soll es geben. „Ein Vorgeschmack auf das audiovisuelle Spektrum der Zukunft ist in vielfältiger Weise bereits auf dem Markt“, so Charles MacFarlane, technischer Marketing-Manager bei Philips, „und der größte Aha-Faktor ist ein Chip, der all die unterschiedlichen Technologien vereint“.

Die Texte wurden übersetzt und gekürzt von Tina Specht (Schwellenländer), Svenja Weidenfeld (Airbus), Christian Frobenius (Boeing) und Matthias Petermann (Handys).

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