zum Hauptinhalt
325429_0_fda982d5.jpg

© dpa

Finanzberatung: Bankenverband legt Beipackzettel für Anleger vor

Der Bankenverband präsentiert sein Infoblatt für Finanzprodukte – ein Modell, von dem etwa die Sparkassen nicht angetan sind, weil sie ihr eigenes haben. Verbraucherschützer sehen die Vielfalt der sogenannten Beipackzettel mit Sorge.

Berlin - Das ging schnell. Noch vor gut einer Woche hatte der Bundesverband deutscher Banken, der die privaten Geldinstitute in Deutschland vertritt, angekündigt, seinen Entwurf für ein Informationsblatt für Finanzprodukte nicht vor Ende März zu präsentieren. Jetzt liegt der umgangssprachlich formulierte Beipackzettel genannte Bogen doch schon einen Monat früher auf dem Tisch.

„Wir haben mit Hochdruck daran gearbeitet“, erklärte Hans-Joachim Massenberg, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, bei der Präsentation am Freitag die vorgezogene Veröffentlichung. Was er mitgebracht hat, ist ein doppelseitig bedrucktes DIN-A4- Blatt, links rote Schrift auf weißem Grund, rechts schwarze Schrift auf lila Grund. Sieben Unterpunkte informieren knapp über die Art der Anlage, den Verkäufer, Chancen und Risiken. Trotzdem dürfte der darauf enthaltene Text vielen Anlegern ohne Erläuterung immer noch rätselhaft bleiben. „Der Bogen soll die Beratung aber auch gar nicht ersetzten, sondern nur ergänzen“, versichert Massenberg. Im Frühsommer sollen die ersten Beipackzettel ausgegeben werden können.

Mit seinem Entwurf käme der Bankenverband den Forderungen von CSU-Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner nicht nur nach, sondern übertreffe sie sogar, erklärt Massenberg. Schon jetzt würden künftige Vorgaben der EU berücksichtigt – zum Beispiel Szenarien für verschiedene Laufzeiten von Finanzprodukten.

Ministerin Aigner begrüßte den Entwurf. „Das ist ein erfreuliches Signal für eine bessere Aufklärung der Bankkunden“, sagte sie und kündigte an, „die Empfehlungen des Bankenverbandes sowie alle noch auf den Markt kommenden Produktinformationen eingehend zu analysieren.“ Die Deutsche Bank und die ING-Diba hatten zuvor bereits eigene Entwürfe erarbeitet. Auch die Sparkassen verteilen eigene Infoblätter. Einigt die Branche sich nicht auf einen einheitlichen Standard, droht Aigner, die Banken per Gesetz zu einer einheitlichen Form zu zwingen.

Verbraucherschützern wäre das angesichts der Vielzahl der Vorschläge die liebste Lösung. Am einfachsten wäre es, die Ministerin verordne einfach Standards, sagte Dorothea Mohn, Finanzexpertin beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Das wird nun nicht mehr nötig sein, glaubt Massenberg. Sämtliche Mitglieder seines Verbandes hätten ihr Okay zu dem von ihm vorgestellten Formblatt gegeben. Nun will der Vizechef auch die nicht von ihm vertretenen Sparkassen und Genossenschaftsbanken vom eigenen Musterbogen überzeugen.

Dort jedoch zeigt man sich von dem Angebot wenig begeistert. Der Sparkassenverband wollte zu dem Entwurf keinen Kommentar abgeben, und Klaus Eberhardt, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank Berlin, erklärte: „Es kann nicht sein, dass jetzt einfach der Schnellste gewinnt.“ In seinen Augen bestünde derzeit die Gefahr, dass bei der Diskussion über Beipackzettel die Fragen nach dem Sinn oder Unsinn der sich dahinter verbergenden Produkte aus den Auge gerieten. Außerdem fürchtet er, dass die derzeit kursierenden Broschüren nicht den Kunden dienten, sondern primär der Absicherung der Banken (siehe Kasten).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false