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ANLEGER Frage: an Oliver Borgis Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank

Die Krise ist noch nicht überstanden

Alle reden vom Abschwung, an der Börse wird auf eine harte Landung der US-Wirtschaft gewettet. Andererseits hat sich der Dollar zuletzt erholt, im November sind Präsidentschaftswahlen. Auf welches Szenario der US-Wirtschaft müssen sich Anleger im Jahr 2009 einstellen?

Eine Prognose über künftige Wirtschaftsabläufe ist nur dann seriös, wenn sie ihre eigene Einschränkung mitliefert. Eines aber lässt sich mit Bestimmtheit sagen: Die vor einem Jahr offen ausgebrochene Immobilien- und Hypothekenkrise ist noch nicht überstanden. Es ist mit weiteren US-Bankenpleiten zu rechnen, und die Folgewirkungen auf die Realwirtschaft sind noch im Gange.

Gleichwohl kann von einer harten Landung der US-Wirtschaft bislang nicht gesprochen werden. Das ist dem scheinbar unerschütterlichen Optimismus der US-Verbraucher zu verdanken, die ihren Konsum nicht in dem befürchteten Maße eingeschränkt haben. Es ist aber auch ein Erfolg der geld- und fiskalpolitischen Maßnahmen in den USA. Die drohende Rezession wurde abgebogen in einen Abschwung. Auf die Präsidentschaftswahlen sollte man nicht mehr bauen. Konjunkturprogramme werden vor einer Wahl initiiert, nicht direkt danach.

Der US-Dollar erholt sich bereits, dennoch haben die Kapitalmärkte erst begonnen, dieses Szenario zu reflektieren. Die Analystenschätzungen für die Unternehmensergebnisse gehen noch immer von einem schnellen Wiederanstieg im Jahr 2009 aus, so als würde man die Flugbahn eines aufprallenden Balles beschreiben. Die Realität wird aber näher an der Kurve eines durchstartenden Flugzeugs liegen, das erst in einem Jahr wieder Auftrieb erfährt. Unter den notwendigen Gewinnrevisionen werden die Aktienmärkte im Herbst leiden. Dennoch wird 2009 wieder Geld zu verdienen sein, denn dann werden die Erwartungen für 2010 gehandelt.

Doch nun die Einschränkung: Wenn die erfolgten Zinssenkungen ihren Erfolg zeitigen und keine Großbankenpleite die Krise verschärft, dann wird die hohe Inflationsrate zu einem erneuten Umlenken der US-Notenbank führen. Im Jahre 2009 muss sich der Anleger also auch auf ein US-Szenario hemmender Zinserhöhungen einstellen.

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an Oliver Borgis

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