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ANLEGER Frage: Hilft Obama der US-Börse?

Was bedeutet die Wahl von Barack Obama zum neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten für den US-Aktienmarkt? Eine Anlegerfrage an Klaus Martini, Leiter der globalen Anlagestrategie für Privatkunden der Deutschen Bank.

In der Vergangenheit hat sich der US-Aktienmarkt nach der Wahl eines demokratischen Präsidenten besser entwickelt als nach der Wahl eines republikanischen Präsidenten. So betrug die durchschnittliche Kursentwicklung in den ersten zwölf Monaten nach der Wahl eines Kandidaten der Demokraten zehn Prozent, nach der Wahl eines Kandidaten der Republikaner minus 1,7 Prozent.

Allerdings rate ich davon ab, Investmententscheidungen auf dieser Grundlage zu treffen. Das Jahr 2008 ist ein gutes Beispiel dafür, dass historische Daten irreführend sein können. Historisch betrachtet zeichnet sich das vierte Jahr einer Präsidentschaft durch das stärkste Wirtschaftswachstum (durchschnittlich vier Prozent) und eine gute Performance der Aktienmärkte (80 Prozent positive Renditen) aus.

Das trifft auf George W. Bushs viertes Amtsjahr aber nicht zu. Im Gegenteil: 2008 dürfte das mit Abstand schlechteste Jahr für Aktien und das Bruttoinlandsprodukt werden. Zinsen, Unternehmensgewinne, Energiepreise und geopolitische Risiken haben einen viel größeren Einfluss auf die Finanzmärkte als Ergebnisse politischer Wahlen.

Die US-Wirtschaft dürfte in den kommenden Monaten noch vor erheblichen Herausforderungen stehen, bevor sie sich wieder stabilisiert. Wir gehen von mindestens zwei weiteren negativen Quartalen für das Bruttoinlandsprodukt der USA aus: minus 4,5 Prozent im vierten Quartal 2008 und minus 1,0 Prozent im ersten Quartal 2009.

Angesichts dieser Prognosen dürfte die US-Regierung ein zweites Konjunkturpaket auflegen, um die Wirtschaft der weltweit größten Volkswirtschaft anzukurbeln. Das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr dürfte zu einem großen Teil davon abhängen, wie groß dieses Konjunkturpaket ausfällt und wann es aufgelegt wird.

Investoren und Anleger sind gut beraten, sich die Sektoren, in die sie investieren wollen, genau anzuschauen. Aus heutiger Sicht halten wir drei Sektoren der amerikanischen Wirtschaft für besonders attraktiv: Technologie/Telekommunikation, Gesundheit und Verbrauchskonsumgüter. Die beiden erstgenannten Sektoren sind günstig bewertet und sollten außerdem von den geplanten Maßnahmen des neu gewählten US-Präsidenten profitieren. Den Anbietern von Verbrauchskonsumgütern – vor allem den Discountern – dürfte die angespannte wirtschaftliche Lage des Landes zugute kommen.

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an Klaus Martini

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