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ANLEGER-Frage: Industriewerte sind attraktiv

Helmut Kaiser, Chefinvestmentstratege für Privatkunden der Deutschen Bank, über die richtige Anlagestrategie zum Ende der Krise.

Die Rezession ist überwunden, erste Anzeichen einer konjunkturellen Erholung sind weltweit sichtbar. Sind energie-, rohstoff- und konjunkturzyklische Werte jetzt empfehlenswert?

Die Aktienmärkte verzeichnen seit Anfang März 2009 eine beispiellose Aufwärtsbewegung. Grund sind die über den Erwartungen liegenden Konjunkturdaten. Sprachen zunächst nur Frühindikatoren für eine spürbare Wirtschaftserholung, deuten mittlerweile aber auch „harte“ Daten wie Auftragseingänge und Industrieproduktionen darauf hin. Im Winterhalbjahr 2009/2010 könnte sich dieser Trend verstärken. Der zunehmende Optimismus unter den Anlegern wurde verstärkt durch besser als erwartet ausgefallene Unternehmensberichte, wenn auch die Gewinne noch deutlich unter dem Vorjahr lagen. Zuletzt sorgten allerdings enttäuschende Konjunkturdaten sowie die bevorstehende Berichtssaison für eine gewisse Zurückhaltung.

Parallel zur Aufhellung der Wirtschaftsperspektiven legten neben den Finanzwerten, die von der Entspannung an den Kreditmärkten und der verbesserten Eigenkapitalausstattung profitierten, vor allem die Aktien aus den konjunkturabhängigen Marktsegmenten Grundstoffe, Industrie und Technologie am deutlichsten zu. Diese relativ bessere Kursentwicklung der zyklischen Sektoren war auch in der Vergangenheit festzustellen, wenn sich eine Erholung der Wirtschaft aus einem Rezessionstal abzeichnete und erfolgte.

Was spricht nun für eine Fortsetzung dieser Entwicklung? Zunächst spricht vor allem der dank umfangreicher fiskal- und geldpolitischer Unterstützung beschleunigte globale Wirtschaftsaufschwung dafür. Die deutlich reduzierten Lagervorräte müssen wieder aufgestockt werden. Wir haben zuletzt unsere Prognosen für das globale Wirtschaftswachstum im Jahr 2010 auf 3,5 Prozent angehoben. Damit zeichnet sich aber auch eine höhere Auslastung der konjunkturabhängigen Unternehmen ab. Dies wirkt sich positiv auf den Ertrag aus. Daneben sorgen auch die Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen sowie eine zunächst geringere Investitionstätigkeit für eine Entlastung auf der Kostenseite.

Insgesamt ist 2010 mit einem beträchtlichem Ertragswachstum in den meisten zyklischen Sektoren zu rechnen. Weiteres Ertragspotenzial könnte sich aus Preiserhöhungen ergeben. Aber auch die Erfahrungen der Vergangenheit lassen ein Anhalten der Outperformance ausgewählter zyklischer Branchen erwarten. Historisch betrachtet wiesen in vergleichbarer Konjunkturlage, weit vor dem Beginn eines Zinserhöhungzyklus der US-Notenbank, konjunkturabhängige Marktsegmente die beste Kursentwicklung auf.

Aktuell attraktiv sind angesichts der erheblichen Restrukturierungen industrielle Güter und Dienstleistungen. Ebenso der Bereich Technologie. Im Konsumbereich sind die etwas zurückgebliebenen Sektoren Medien sowie Reise und Verkehr zu empfehlen.

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