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Derivate: Anleger gehen auf Nummer sicher

Kaum eine Anlageklasse ist durch die Finanzkrise so sehr in Verruf geraten wie Derivate. Künstliche Finanzinstrumente wie Futures und Optionen gelten Kritikern als eine der Ursachen der Krise. Doch nun zeigt sich, dass viele Anleger gerade in der Krise auf solche Instrumente setzen.

Frankfurt am Main - Das Geschäft mit an regulierten Terminbörsen gehandelten Optionen und Futures war während der Finanzkrise ein stabilisierendes Element, wie steigende Umsätze beweisen. Das Geschäft mit börsengehandelten Optionen und Futures hat einen kräftigen Schub erhalten, weil immer mehr Anleger diese Instrumente im Rahmen der Portfoliostrategie zur Absicherung steigender Risiken nutzen.

„Wir haben 2008 im achten Jahr in Folge Rekordumsätze erzielt“, heißt es beim Weltmarktführer Chicago Mercantile Exchange (CME). Diese Börse hat zuletzt durch die Übernahme der beiden Konkurrenten Chicago Board of Trade und New York Mercantile Exchange von sich reden gemacht. Sie berichtet für 2008 von einem vierprozentigen Anstieg des durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens auf 13 Millionen Kontrakte.

Die deutsch-schweizerische Eurex, zweitgrößte Derivatebörse der Welt, steigerte ihre durchschnittlichen Tagesumsätze im Jahr 2008 um 14 Prozent auf 8,5 Millionen Kontrakte. Am stärksten gefragt waren in der Krise Optionen auf Aktien und Aktienindizes. Jim Binder von der amerikanischen Branchenvereinigung Options Industry Council (OIC) spricht von einem 25-prozentigen Anstieg der Umsätze an den sechs Optionsbörsen in den USA.

Bei Derivaten wird unterschieden in maßgeschneiderte Produkte wie Credit Default Swaps (CDS), die direkt zwischen Banken im Freiverkehr (OTC) abgewickelt werden, und in standardisierte Produkte wie Optionen und Futures, die an Börsen gehandelt werden. In Verruf gerieten im Rahmen der Finanzkrise vor allem maßgeschneiderte OTC-Derivate, weil durch die Pleite von Banken das Kontrahentenrisiko voll zum Tragen kam. Wer etwa Geschäfte mit Lehman Brothers gemacht hatte, sah in der Regel den Großteil seines Geldes nicht wieder. So entstanden riesige Verluste.

Bei den standardisierten Derivaten existiert dieses Bonitätsrisiko nicht, weil die Rolle des Vertragskontrahenten von einer der Börse zuzuordnenden Clearingstelle übernommen wird.

Nach dem Willen der Aufsichtsbehörden soll auch die Abwicklung und Abrechnung von Credit Default Swaps künftig über die Clearinghäuser der Börsen erfolgen. In den USA haben die drei Börsen CME, Nyse-Euronext und ICE von den Behörden bereits grünes Licht hierfür erhalten. Entsprechende EU-Pläne liegen auf Eis, weil die Finanzbranche dem für die Aufsicht zuständigen EU-Kommissar McGreevy bis heute keinen gemeinsamen Vorschlag unterbreitet hat. Bei Gesprächen in Brüssel im Dezember hatten die Eurex und andere aber bekräftigt, künftig eine Clearingplattform für Kreditderivate anbieten zu wollen. „Wir werden jetzt über notwendige Schritte entscheiden“, sagte ein Sprecher der Behörde.ret(HB)

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