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Bankenkrise: Ackermann: Es gibt noch viel zu tun

Die internationale Bankenvereinigung IIF warnt bei ihrer Frühjahrstagung vor Überregulierung

Peking - Eigentlich war die Pressekonferenz für Josef Ackermann nicht schlecht gelaufen. Eine Stunde lang hatte der Deutsche-Bank-Chef zusammen mit den anderen Vorständen des von ihm geführten Branchenverbands IIF (Institute of International Finance) ungestört über die aktuelle Wirtschaftslage und seine Wünsche an die Politik sprechen können. Aber die letzte Frage hätte er wohl besser nicht mehr zugelassen.

Ob es im IIF angesichts des Finanzmarktfiaskos auch Selbstkritik gebe, wollte ein Reporter wissen. Schließlich sei die weltgrößte Bankenorganisation doch Anfang der Achtziger als Reaktion auf die damalige Schuldenkrise gegründet worden, um Strukturprobleme des Finanzsektors rechtzeitig zu erkennen. Da kann sich Ackermann ein Lachen nicht verkneifen. „Warum wir die Krise nicht vorhergesehen haben?“, fragt er amüsiert zurück. „Keiner hat sie vorhergesehen.“ Zwar habe man Probleme wie Subprime-Kredite oder falsche Risikoeinschätzungen schon lange erkannt. „Aber was wir nicht vorhergesehen haben ist, wie schnell man Vertrauen verlieren kann“, sagt Ackermann. Die Bankkunden hätten einfach „gestreikt“, klagt er.

Mehr hat er zum Thema Selbstkritik nicht zu sagen. Dabei wollen die 370 Banken des IIF eigentlich Vertrauen zurückgewinnen, untereinander ebenso wie bei Politikern und in der Öffentlichkeit. Um Zukunftsfähigkeit zu demonstrieren, hält der Verband seine erste Frühjahrstagung nach dem Systemkollaps in Peking ab. China und andere Schwellenländer würden bei der Erholung der Weltwirtschaft voraussichtlich einen „entscheidenden Beitrag“ leisten, sagt Ackermann. Zwar erwartet der Verband, dass das weltweite Bruttoinlandsprodukt 2009 um drei Prozent schrumpfen wird, für 2010 sei aber wieder ein globales Wachstum von gut zwei Prozent zu erwarten.

Bei der Stabilisierung der Finanzsysteme zeige sich ein Trend zum Protektionismus, erklärte Ackermann. Diese Entwicklung schade allen und widerspreche den G-20-Beschlüssen von London, die Marktabschottung verhindern sollen. Bei seinen Vorschlägen zur Reform der globalen Finanzaufsicht warnte der IIF zudem vor Überregulierung. Zwar müsse der Schutz von Kundengeldern und Anlegern höchste Priorität haben und die Gesundheit der Märkte und Institutionen gewährleistet sein; die Finanzaufsicht dürfe aber keine Regeln und Strukturen einführen, die Banken daran hinderten, innovative Produkte zu entwickeln und eine „kraftvolle Wachstumsmaschine“ zu sein. Auch Konzepte, die Aktivitäten einzelner Institute auf bestimmte Geschäftsfelder beschränken, will Ackermann verhindern. „Wir denken nicht, dass es hilfreich wäre, Reformen auf die Größe einzelner Banken oder die Breite ihres Geschäftsmodells zu konzentrieren“, erklärte der Cheflobbyist.

Politik und Öffentlichkeit sollten die Vorschläge der Banker allerdings mit Vorsicht genießen, denn Brancheninteressen dürften bei der Formulierung mindestens so wichtig gewesen sein wie die Sorge um das globale Allgemeinwohl. Zumal sich in Peking zeigt, dass die Finanzelite über die Krise schon wieder lachen kann. „Wir brauchen strenge Regulatoren“, scherzte der Präsident einer europäischen Großbank bei einer IIF-Diskussionsrunde. „Wir Banker wissen doch genau, dass wir nie aus unseren Fehlern lernen.“ Der Saal lachte. Der Name des Scherzbolds kann hier nicht genannt werden. Um einen „offenen Austausch“ zu ermöglichen, hatte Ackermann den Journalisten auferlegt, nur Redner zu zitieren, die dies ausdrücklich erlauben. So viel zum Thema Vertrauen. 

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